Mexiko: Claudia Sheinbaum ist neue Präsidentin
Zum ersten Mal in der Geschichte Mexikos ist eine Frau an die Staatsspitze gewählt worden: Nach ihrem Sieg vom Sonntag wird Claudia Sheinbaum die Nachfolge des linken Präsidenten Andrés Manuel López Obrador antreten, dessen enge Mitarbeiterin sie ist. Kommentatoren fragen sich, ob die Physikerin ihre Chance nutzen kann und wird.
Sie muss das Land neu aufstellen
El Mundo hofft, dass sich Sheinbaum vom scheidenden Präsidenten López Obrador distanzieren wird:
„Der Sieg von Claudia Sheinbaum stellt für Mexiko sowohl ein Risiko als auch eine Chance dar. ... Die erste Frau im mexikanischen Präsidentenamt wird nun beweisen müssen, ob sie willens und in der Lage ist, sich von der zutiefst spaltenden Art ihres Vorgängers zu distanzieren, der Angriffe auf die Presse, auf den Rechtsstaat und auf Wahlbeobachter zu seinem Regierungsstil gemacht hat. ... Sie steht vor der Aufgabe, das große Versagen von López Obrador in den letzten sechs Jahren rückgängig zu machen: Eine nie dagewesene Unsicherheit, die Macht der Drogenkartelle, tägliche Morde und die dramatische Zahl von 100.000 Vermissten.“
Hoffentlich nutzt sie ihre Chance
Die Süddeutsche Zeitung reagiert abwartend:
„Sheinbaum [mag] eine renommierte Umweltwissenschaftlerin sein: Die Förderung fossiler Brennstoffe wird sie dennoch weiter ausbauen, so wie dies Amlo vor ihr auch schon getan hat. Das Gleiche gilt für den Fakt, dass sie eine Frau ist: Sheinbaum hat sich in der Vergangenheit zwar wiederholt als Feministin bezeichnet, wirklich stark gemacht für die Rechte der Mexikanerinnen hat sie sich allerdings nicht. Im Schnitt werden in Mexiko heute jeden Tag zehn Frauen ermordet, und schon jetzt leidet das Land massiv unter den Folgen des Klimawandels. Sheinbaum hätte dank ihres Erdrutschsieges die Möglichkeit, beide Probleme von Grund auf anzugehen. Die große Frage ist, ob sie diese Chance nutzen wird.“