Slowakei: Fico meldet sich nach Anschlag zurück
Der vor rund drei Wochen durch einen Anschlag schwer verletzte slowakische Premier Robert Fico hat sich mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. Der 59-Jährige erklärte, er verzeihe dem Attentäter, gab aber gleichzeitig der Opposition und Medien die Schuld für ein Klima des Hasses. Slowakische Kommentatoren bedauern, dass Fico mit seinem Auftritt nicht zur Beruhigung der Lage beigetragen hat.
Keine Versöhnungsbotschaft
Sme zeigt sich unzufrieden mit den Worten des Premiers:
„Fico hat gesprochen. Aber nicht von Versöhnung. ... Er wählte den Weg der Suche nach kollektiven Schuldigen. Für ihn sind das die Medien und die seiner Meinung nach aggressive politische Opposition. Fico ist verständlicherweise wütend und verletzt. Er ist zweifellos Opfer einer Schießerei. Und ja, er wurde auch Opfer von Hass. Aber er hat auch jahrelang dazu beigetragen, diesen Hass aufzubauen.“
Die Grundsatzdebatte ist ausgefallen
Denník Postoj kommentiert:
„Nach dem Attentat hatten alle – die Koalition, die Opposition und die Medien – Gelegenheit, zumindest ein wenig über ihre Verantwortung für die langfristig toxische Atmosphäre in der Gesellschaft nachzudenken. Die ersten Worte des Premiers sind eher ein Vorbote weiterer schlechter Nachrichten. Am Ende gab es überhaupt keine tiefergehende Debatte. ... Die vielbeschworene Rückkehr zu normaleren Zeiten ist bisher völlig gescheitert. Nach dem Attentat und den ersten Worten des verwundeten Ministerpräsidenten bleibt die Slowakei ein pathologisch polarisiertes Land.“