Digitaler Jugendschutz: Zeigt Spanien, wie es geht?
Spaniens Regierung will Jugendliche mit einem umfangreichen Gesetzespaket online besser schützen. Soziale Medien erst ab 16, Videospiele mit zufälligen Belohnungen (Lootboxes) erst ab 18 und Vorsorgeuntersuchungen zu Online-Sucht für alle gehören zu den Maßnahmen. Gerätehersteller müssen standardmäßig Tools zur elterlichen Kontrolle einbauen, dazu sollen Mechanismen zur Alterskontrolle von Nutzern kommen.
Überfällig, dass diese Lücken geschlossen werden
El País findet den Entwurf gut und wichtig:
„Der Gesetzentwurf ist richtig, denn er schützt eher als dass er verbietet. Vor allem schließt er dort eine Lücke, wo die Gesetzgebung hinter der Technologie und den Interessen einiger der mächtigsten Unternehmen der Welt hinterherhinkt. ... Bislang hat es noch kein Land geschafft, ein wirklich wirksames System zu entwickeln. Das zeigt die Dringlichkeit. ... Die Anhebung des Mindestalters in sozialen Netzwerken von 14 auf 16 Jahre und die Anpassung des Strafrechts, die Unterlassungsanordnungen für den virtuellen Raum ermöglichen soll, sind zu begrüßen, ebenso die Verschärfung der Strafen für die Verwendung falscher Identitäten und verfälschte Inhalte (Deepfakes).“
Eltern und Tech-Anbieter keine verlässlichen Partner
El Periódico de Catalunya glaubt nicht, dass das Gesetz viel ändert:
„Die elterliche Kontrolle ist eine Schwachstelle [im Gesetzentwurf]. ... Es sind doch in erster Linie die Eltern, die den Zugang zu diesen Technologien in einem zu frühen Alter ermöglichen. ... Von ihnen zu erwarten, dass sie die neuen Mittel künftig nutzen, um eine verantwortungsvolle Kontrolle auszuüben, ist blauäugig. ... Das Gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit Geräteherstellern und Digitalplattformen, deren Produkte ja mit der klaren Absicht entwickelt wurden, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. ... Die effektive Kontrolle der persönlichen Identität eines jeden digitalen Nutzers wäre möglich. ... Aber es wäre in Bezug auf die Privatsphäre mit potenziellen Gefahren behaftet.“
Auf europäischer Ebene zu Ende bringen
Jornal de Notícias lobt die spanische Herangehensweise:
„Viele der Maßnahmen, die das neue Gesetz vorschlägt, werden schwer umzusetzen sein, angefangen bei der Altersüberprüfung von Internetnutzern. Aber sie haben das Potenzial, die Verpflichtungen und Sanktionen für Technologieunternehmen zu verschärfen, neue Ziele für die digitale Kompetenz und die Suchtbekämpfung einzuführen und eine Debatte anzustoßen, die auf europäischer Ebene geführt werden sollte. ... Desinformation und Manipulation erreichen Ausmaße, die kollektive Aufmerksamkeit erfordern. Sie drohen, in Wahlprozesse einzugreifen und die vorherrschenden Meinungen zu Themen, die unser Zusammenleben und unseren sozialen Zusammenhalt betreffen, völlig zu verzerren.“