Eskaliert der Konflikt zwischen Israel und Hisbollah?
Verschärfung des Tons zwischen Israel und der islamistischen libanesischen Hisbollah-Miliz: Die israelische Armee erklärte, Pläne für ein mögliches Eingreifen im Libanon genehmigt zu haben. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah drohte indes, Zypern werde "Teil des Kriegs", sollten zyprische Häfen und Flughäfen für Angriffe genutzt werden – eine Option, die Nikosia umgehend ausschloss. Europas Presse ordnet ein.
Nasrallah droht Europa
Die Drohungen richten sich an ganz Europa, betont das Webportal Liberal:
„Es ist das erste Mal, dass Nasrallah Zypern bedroht, das rund 125 Meilen vor der libanesischen Küste liegt. Und ein möglicher Angriff auf Zypern würde bedeuten, dass die Europäische Union selbst in den Krieg im Nahen Osten verwickelt wird. Kurzum, Nasrallah droht Europa. ... In Nikosia ist die zyprische Regierung alarmiert, wobei Präsident Nikos Christodoulidis betont, dass die Republik Zypern in keiner Weise in militärische Konflikte verwickelt ist.“
Auf kühle Köpfe hoffen
Cyprus Mail weist auf die guten Beziehungen zwischen Nikosia und Beirut hin:
„Nasrallah glaubt nicht unbedingt, dass Zypern es Israel jemals erlauben würde, den Libanon über die Häfen und Flughäfen der Insel anzugreifen. Das ist unvorstellbar. ... Nasrallah kann nicht übersehen, dass Zypern in den 70er und 80er Jahren Tausende libanesische Flüchtlinge aufgenommen hat, von denen sich viele hier niedergelassen haben. Auch 2006 während Israels letztem großen Zusammenstoß mit der Hisbollah im Libanon beherbergte Zypern vorübergehend Tausende von Flüchtlingen. ... Man sollte Nasrallahs Drohung nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber wir können nur hoffen, dass kühlere Köpfe die Oberhand behalten.“
Auch diesen Krieg kann Israel nicht gewinnen
Financial Times warnt:
„Frühere israelische Kriege im Libanon konnten die Hisbollah weder zähmen noch schwächen. 2006 holte sich Israel in einem einmonatigen Krieg mit der militanten Gruppe eine blutige Nase. Zudem hat Israel nach acht Monaten schwerer und zerstörerischer Kämpfe im Gazastreifen die wichtigsten Ziele von Premier Netanjahu noch immer nicht erreicht. ... Die Kampfkraft der Hamas ist stark geschwächt. Doch selbst hochrangige israelische Militärs geben inzwischen zu, dass es unmöglich sei, die Hamas zu zerstören. Sie verweisen auf deren militante Ideologie und Verwurzelung in der palästinensischen Gesellschaft. Die Hisbollah ist ein noch viel gefährlicherer Gegner: Sie ist der am stärksten bewaffnete nichtstaatliche Akteur der Welt.“
Umso dringender ist ein Waffenstillstand in Gaza
Kristeligt Dagblad hofft auf Deeskalation in der Region:
„Mit bis zu 100.000 bewaffneten Männern ist die Hisbollah im Libanon zum Staat im Staat geworden. … Dies war nur möglich, weil die Hisbollah als äußerst williger Stellvertreter Irans von ihren Glaubensbrüdern in Teheran Führung, Geld und Waffen erhalten hat. Die USA arbeiten seit Monaten daran, eine Einigung zwischen Israel und der Hamas über einen dauerhaften Waffenstillstand in Gaza zu erzielen. Auch angesichts des neuen großen Krieges, der die Region bedroht, wäre ein Friedensabkommen dort äußerst begrüßenswert. Weder im Nahen Osten noch im Rest der Welt brauchen wir Menschen einen weiteren Konflikt, der für alle unüberschaubare Risiken mit sich bringt.“