Tschechien: Englisch Pflicht ab erster Klasse?
Die seit Jahren geführte Debatte um den Sprachunterricht an tschechischen Schulen ist um ein Kapitel reicher. Bildungsminister Mikuláš Bek will Englisch künftig schon ab der ersten Klasse zum Pflichtfach machen und eine zweite Fremdsprache ab der sechsten Klasse. Bislang beginnt der Sprachunterricht mit Englisch erst in der dritten Klasse, auch weil es an Lehrern mangelt.
Kinder nicht übermäßig stressen
Lidové noviny tritt auf die Bremse:
„Für viele Kinder kann spielerisches Englisch ein toller Einstieg in die Geheimnisse dieser Sprache sein, und spielerisches Deutsch mit elf Jahren ist eine wunderbare Möglichkeit, die deutsche Kultur kennenzulernen. Aber 'für viele' bedeutet nicht 'für alle'. Immer mehr Kinder kommen mit einem sehr begrenzten Wortschatz in die Schule und lernen im ersten Jahr neben Lesen und Schreiben tatsächlich grundlegende Tschechischkenntnisse. Ihnen zusätzlich Englisch als Pflichtsprache aufzuerlegen, wäre kontraproduktiv. Ebenso verhält es sich mit einer obligatorischen dritten Sprache: Ein nicht zu vernachlässigender Teil der Schüler in der sechsten Klasse hat Probleme mit den Grundkenntnissen der englischen Sprache (und vielleicht auch mit Mathematik).“
Anwendbares Wissen vermitteln
Eine Lanze für möglichst viel und möglichst praxisorientierten Sprachunterricht bricht Hospodářské noviny:
„An den Schulen kümmert es bis heute niemanden, wie man mit dem Erlernten im Ausland zurechtkommt. Oder ob man damit ein Buch liest, eine Speisekarte oder ob man die Anleitung zum Aufbau eines Schranks versteht. Dafür muss niemand wirklich alle Zeitformen und grammatikalischen Tricks kennen, für die Lehrer Kinder gerne schikanieren. ... Die verpflichtende Zweit-, Dritt- und weitere Fremdsprache im frühestmöglichen Alter sollte an tschechischen Schulen eine Selbstverständlichkeit sein. Denn die tschechische Sprache ist nunmal keine Weltsprache und es ist gut, immer auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Inklusive Sprachausrüstung.“