Was bewirkt ein rumänischer MeToo-Skandal?

An der Bukarester Hochschule für Politik- und Verwaltungsstudien (SNSPA) haben fast zwanzig Studentinnen schwere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen einen renommierten Soziologen erhoben. Die Polizei nahm Ermittlungen auf und das Bildungsministerium kündigte einen verschärften Umgang mit anonymen Hinweisen an. Die Landespresse debattiert über nötige Folgen.

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Deutsche Welle (RO) /

Kader mit viel Einfluss

Der rumänische Dienst der Deutschen Welle weist auf die Vernetzung vieler Lehrkräfte der SNSPA hin:

„Mehrere Lehrkräfte der Hochschule für Politik und Verwaltungsstudien haben offen oder hinter den Kulissen für verschiedene politische Parteien gearbeitet. ... Es sind die alten Seilschaften, die in den vergangenen 30 Jahren entstanden, nachdem die alte Kaderschule der kommunistischen Partei in die SNSPA umgewandelt wurde. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Leitung der Fakultät keine Angst vor der lokalen MeToo-Bewegung hat, die immer mehr Fakten ans Licht bringt, die auch von der Justiz als strafrechtlich eingestuft werden könnten.“

Jurnalul National (RO) /

Hoffentlich mehr als ein vorübergehender Aufreger

Jurnalul National wünscht sich grundlegende Änderungen:

„Die explosive Reaktion der rumänischen Gesellschaft auf die Presseenthüllungen könnte Ausdruck eines tiefen Wunsches nach Veränderung sein. Es ist aber auch genauso möglich, dass die Reaktion nur oberflächlich bleibt, ohne die wirklichen Probleme anzugehen. Sei es, dass grundlegende Reformen im Bildungswesen ausbleiben, sei es, dass es nicht zu einer echten Bewegung kommt, um das System moralisch zu erneuern. Was tatsächlich geschehen wird, ist entscheidend dafür, ob solche Krisen tatsächlich zu Wendepunkten werden oder nur ein vorübergehender Aufreger bleiben.“

Libertatea (RO) /

Junge Frauen lassen sich das nicht mehr gefallen

In Libertatea schreibt der Lehrer und Journalist Costi Rogozanu über die heranwachsende Generation:

„Ich kann schon an dem Gymnasium, an dem ich unterrichte, beobachten, dass die Mädchen im Teenageralter viel bereiter sind, das kleinste unangemessene Verhalten eines Mannes zu erkennen und zu melden. Sie sind selbstbewusster, sie wissen ganz genau, wann ein Mann den Verstand verliert. Sicher, das wird nicht die Verletzbarkeit beseitigen, aber fest steht, dass ein Individuum mit dem sexuellen Verhalten eines Raubtiers es mit einer gebildeten Generation sehr viel schwerer haben wird. Eine Generation, die es nicht mehr duldet, dass jemand aus einer Machtposition wollüstig manipuliert.“