Spanien streitet über Migration
Der spanische Premier Pedro Sánchez hat eine dreitätige Afrikareise abgeschlossen. Bei den Gesprächen mit den Regierungen in Mauretanien, Senegal und Gambia gehörte Migration zu den Hauptthemen. Die Ankunft von Flüchtlingen wird in Spanien kontrovers diskutiert, wie ein Blick in die Landespresse zeigt.
Einwanderung nicht als abstraktes Problem behandeln
El País warnt:
„Sánchez hat zur Verirrung der Debatte beigetragen, indem er die Sicherheit mit der 'unabdingbaren' Notwendigkeit der Rückkehr irregulärer Einwanderer verknüpft hat. ... Ein Spiel mit dem Feuer, denn die Erfahrung in Europa zeigt, dass die Rechte gewinnt, wenn die großen Parteien die simplifizierenden Erläuterungen der Ultrarechten kopieren. Einwanderung wird als abstraktes Problem karikiert, während man die konkret daraus resultierenden Probleme nicht angeht. Die Aufnahmedienste auf den Kanarischen Inseln und in Ceuta sind immer noch überfordert. ... Es ist eine absurde Annahme, dass Grausamkeiten an der Grenze, Kriminalisierung und Fremdenfeindlichkeit die Bemühungen von Tausenden von Menschen stoppen würden, die einfach nur nicht sterben wollen.“
Die Debatte entgleist
La Vanguardia warnt vor politischer Instrumentalisierung:
„Man kann darüber streiten, wie die Ankunft und Integration von Einwanderern ablaufen soll, und die chaotische Situation Tausender von Ausländern anprangern, die in einer irregulären Verwaltungssituation leben. Was jedoch außer Zweifel steht, ist, dass Spanien Arbeitskräfte braucht. ... Es ist schade, dass die Debatte über dieses wichtige Thema von der üblichen Konfrontation zwischen rechts und links geprägt ist. Der ganze Lärm hat dazu geführt, dass das Thema Einwanderung in nur drei Monaten von Platz neun auf Platz vier der wichtigsten Sorgen der Spanier geklettert ist. Dieses Thema zahlt sich bei Wahlen [immer] aus. ... Donald Trump und Marine Le Pen wissen das. Und in Spanien wird es nicht anders sein.“
Konsens bei Integration finden
El Periódico de Catalunya fordert eine ganz andere Debatte:
„Es geht weniger darum, wie sie ankommen, sondern wie sie sich integrieren. ... Es gibt zwei grundlegende Modelle: das der Assimilation und das multikulturelle. ... In Spanien funktioniert tendenziell das multikulturelle, aber eher aus Trägheit als aus Überzeugung. ... Es ist der Moment gekommen, auch einen Konsens in Bezug auf die Integration anzustreben.“