Einwanderung: Italien als Vorbild für UK?
Großbritanniens Premier Keir Starmer hat bei einem Besuch in Rom die italienische Einwanderungspolitik gelobt. Italien habe bemerkenswerte Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit Ländern entlang der Migrationsrouten erzielt und Schlepperbanden bekämpft, sagte Starmer bei einer Pressekonferenz mit Regierungschefin Giorgia Meloni. Nicht nur Lob kommt von der Presse.
Moralischen Kompass nicht verlieren
Italien sollte kein Vorbild sein, mahnt The Guardian:
„Italiens Regierung war Vorreiter bei dem Versuch, einige der schutzbedürftigsten Menschen der Welt – getreu dem Motto 'aus den Augen, aus dem Sinn' – verschwinden zu lassen. ... Acht weitere Todesfälle von Migranten im Ärmelkanal am Wochenende haben die menschlichen Kosten des tragisch dysfunktionalen Status quo verdeutlicht. Labour betont zu Recht die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Menschenhändlerbanden. Aber eine Mitte-Links-Regierung sollte auch eine mitfühlende Antwort auf die Krise finden, einschließlich der Bereitstellung von mehr sicheren Routen und eines besser ausgestatteten nationalen Asylsystems. Meloni ist kein Vorbild für Labour.“
London kann sehr wohl von Rom lernen
Beim Thema Einwanderung ganz pragmatisch auf Zusammenarbeit zu setzen, findet The Independent richtig:
„Ein wichtiges Merkmal des italienischen Systems, das manchmal zu leichtfertig abgetan wird, besteht darin, dass es anerkannten Flüchtlingen, sobald ihre Ansprüche geprüft wurden, die Möglichkeit bietet, sich in Italien niederzulassen – etwas, dass das Ruanda-Programm nicht ermöglichte. ... Es wäre töricht zu glauben, dass Großbritannien hier nichts von Italien lernen könnte. ... Italien hat Fortschritte gemacht und es war dabei gar nicht nötig, aus der Europäischen Menschenrechtskonvention auszutreten – die billige Lösung, die bei extremen Rechten der britischen Politik so viel Anklang findet.“