Was bedeutet der Raub von rumänischen Kunstschätzen?

Im niederländischen Drents Museum in Assen sind in der Nacht zu Samstag bedeutende rumänische Kunstschätze gestohlen worden. Zu den geraubten Leihgaben für die Sonderausstellung über das antike Reich von Dakien gehörten der goldene Helm von Coțofenești, eine zeremonielle Kopfbedeckung von vor 2.500 Jahren sowie drei goldene Armreifen. Für Kommentatoren ist der Raub weit mehr als der Verlust von Gold und Silber.

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republica.ro (RO) /

Frontalangriff auf die nationale Identität

Republica.ro veröffentlicht einen auch auf dem niederländischen Blog-Portal Joop erschienenen Kommentar des aus den Niederlanden stammenden und in Rumänien lebenden Journalisten Daniel van Soest:

„In Rumänien fühlt sich der Verlust des Helms von Coțofenești aufgrund der Seltenheit dieses Objekts wie ein Frontalangriff auf die nationale Identität an. Aber emotional geht es noch um etwas anderes: Es ist, als ob ein kleines Land, dessen Goldschatz sein einziger Schatz ist, einem Land ausleiht, das voller Kunstschätze ist und eine große Museumstradition hat – und ausgerechnet dort wird dieser Goldschatz gestohlen. Das löst in Rumänien eine Welle der Empörung aus, ein Gefühl, wieder einmal ungerecht behandelt zu werden. Als ob die rumänischen Interessen es nicht verdienen, ernst genommen zu werden.“

Libertatea (RO) /

Ein Helm von wahlentscheidender Bedeutung

Der Raub könnte mitentscheiden, wer nächster Präsident wird, meint Autor Vasile Ernu in Libertatea:

„Wir haben es hier mit einem Diebstahl zu tun, der eine enorme politische Auswirkung hat. Warum? Weil er als Diebstahl der Identität und der historischen Legitimität wahrgenommen wird. ... Und er wird in dieser Form instrumentalisiert werden. Alle Versuche von Historikern und Spezialisten sind vergeblich. Im Gegenteil, alles, was gerade offiziell bekanntgegeben wird, wird gegen sie verwendet. Der Staat, die staatlichen Institutionen, Spezialisten werden als Komplizen dieses Identitätsdiebstahls wahrgenommen. … Der dakische Helm wird über den nächsten Präsidenten bestimmen. Denn dieser Diebstahl wird eine zentrale Rolle bei der Wahlwiederholung der Präsidentschaftswahlen spielen.“

Spotmedia (RO) /

Die Frage ist, wem das nützt

Spotmedia kann sich durchaus vorstellen, dass Russland hinter diesem Raub steckt:

„Der Vorfall könnte die Spannungen zwischen Rumänien und seinen europäischen Verbündeten weiter anheizen. Dieser Kontext könnte wiederum den pro-russischen extrem rechten Kandidaten Călin Georgescu begünstigen. ... Der Schatz wird als hybrides Instrument zur Mobilisierung nationalistischer Gefühle eingesetzt. Diese Emotionen könnten wiederum manipuliert werden, um den russophilen Kandidaten und seine Anhänger zu unterstützen, von denen viele von den dakischen Geschichtsmythen besessen sind. Wir sollten nicht vergessen, dass Russland seine hybriden Operationen in Europa in den letzten Jahren erheblich verstärkt hat.“