Papst geißelt Umweltzerstörung
Papst Franziskus hat in seiner am Donnerstag veröffentlichten Enzyklika Umweltzerstörung und Klimawandel angeprangert. Niemals hat ein päpstliches Rundschreiben Umweltfragen solchen Raum gewidmet, loben Kommentatoren. Sie würdigen zudem, dass das Kirchenoberhaupt den Konsumrausch der reichen Gesellschaften kritisiert und auf deren ökologische Schuld verweist.
Enzyklika behandelt mehr als nur Umweltschutz
Die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus beschäftigt sich nicht nur mit Naturschutz, sondern spricht auch gesellschaftliche Probleme an, lobt die konservative Tageszeitung Večernji List: "Der menschliche Egoismus führt zur Verarmung der Schöpfung und zur Vernachlässigung der nächsten Generationen. Der Papst ruft zur nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung auf und rügt, dass die Bürger 'den Preis der Bankenrettung bezahlt haben'. Der Markt generiert konsumorientierte Mechanismen, doch die dürften nicht zum Vorbild der Menschheit werden. Und was bedeutet eigentlich heutzutage das Gebot 'du sollst nicht töten'? Es bedeutet, dass 20 Prozent der Weltbevölkerung nicht so viel Ressourcen verbrauchen sollten, dass dies zum Raub am Rest der Menschheit und den nachfolgenden Generationen wird. ... Es gibt keine zwei getrennten Krisen der Umwelt und der Gesellschaft, sondern nur eine komplexe, sozialökologische Krise. Diese Botschaft Franziskus' verändert die Welt oder versucht es zumindest."
Konkrete Vorschläge zum Umweltschutz
Auf das Risiko des Klimawandels haben schon die beiden Vorgänger von Papst Franziskus aufmerksam gemacht, erinnert die liberale Tageszeitung Sme, lobt die Enzyklika jedoch trotzdem als einzigartig: "Niemals in der Geschichte päpstlicher Dokumente ist dem Umweltschutz solcher Raum gewidmet worden. Neu ist auch die Kritik an der fehlerhaften Machtbalance [der herrschenden Politik], die wirtschaftlich-technokratische Lösungen in den Mittelpunkt stellt und das sozial-solidarische und ökologische Bewusstsein ignoriert. Der Papst äußert sich bei all dem nicht allgemein moralisierend, er wird im Gegenteil sehr konkret. Das Kapitel über den Klimawandel etwa ist detailliert und befindet sich in Übereinstimmung mit aktuellen wissenschaftlichen Forschungen. Franziskus ergänzt dies noch um einen philosophischen und theologischen Aspekt. ... Bleibt die Frage, ob die Worte des Papstes auf fruchtbaren Boden fallen werden. Im Unterschied zu Politikern hat der Papst nicht die Macht, seine Ideen durchzusetzen. Es sind am Ende nur Worte. Aber: 'Im Anfang war das Wort.'"
Lehrschreiben gegen die Gleichgültigkeit
Mit seiner Öko-Enzyklika zeigt Papst Franziskus, dass ihm auch globale Umweltfragen am Herzen liegen, meint die liberale Tageszeitung Kurier: "[Franziskus] fordert in einer Enzyklika die Menschheit zum Umdenken im Umgang mit der Umwelt auf. Konkret ist von Verschmutzung, Wasserknappheit und Tierquälerei die Rede. Und von der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung (die gerade von konservativen Religiösen gerne geleugnet wird, mit dem Argument, der Mensch könne das Klima gar nicht verändern). Und der Papst griff zu einem interessanten Bild: Könnte jemand von außen die Welt betrachten, würde er sich ziemlich wundern. Das sollte man sich ja öfter fragen: Was würde ein Außerirdischer, der hier Urlaub macht, über uns denken? Vielleicht ist Papst Franziskus ja auch nur ein 'Naiver'. Vielleicht ist ihm aber auch nur, im Unterschied zu anderen, noch nicht alles wurscht."
Papst appelliert nicht nur an Katholiken
Papst Franziskus ruft in seiner Umwelt-Enzyklika die Industrienationen zu einer "ökologischen Umkehr" auf und schreibt damit Geschichte, kommentiert die liberale Tageszeitung Público: "Zu einer Zeit, in der weltweit mehrere Sitzungen und Beratungen unter der Schirmherrschaft der UN zum Thema Klimapolitik anstehen, ist diese Intervention des Papstes von besonderer Bedeutung. ... Nicht nur wegen der Reichweite des Appels, der an alle adressiert ist: an Katholiken und Nicht-Katholiken. ... Die Enzyklika Laudato Si, die bereits viel Applaus bekommen und Kritik geerntet hat, präsentiert - deutlich Franziskus' Stempel tragend - einen entschlossenen Vatikan, der neue Richtungen einschlägt."