70 Jahre nach Hiroshima
Japan gedenkt am heutigen Donnerstag des US-Atombombenangriffs auf Hiroshima vor 70 Jahren. Rund 140.000 Menschen starben damals sofort oder in den folgenden Monaten. Der Besitz von Atomwaffen wird noch immer als Sicherheitsgarantie verstanden, bedauern Kommentatoren und fordern eine neue Initiative für nukleare Abrüstung.
Die Bombe bedeutet internationales Prestige
Die Warnung von Hiroshima verliert offenkundig an Wirkung, klagen die Salzburger Nachrichten: "70 Jahre nach Hiroshima müssen wir weiterhin mit der Bombe leben. Wir sind noch immer - und mehr denn je - im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen. ... Der Atomwaffensperrvertrag, der diese Weiterverbreitung (Proliferation) der Atomwaffen verhindern sollte, ist löchrig geworden. Jenen Staaten, die auf Atomwaffen verzichteten, sicherten die großen Atommächte darin zu, die eigenen Bestände drastisch zu reduzieren. Doch das ist niemals substanziell und systematisch geschehen. So steigerte sich der Drang von Machthabern, selbst in den Besitz der Bombe zu kommen. Denn der Nuklearstatus bedeutet internationales Prestige, Vetomacht am Verhandlungstisch und Rückversicherung gegen Pläne von Großen, dem Kleineren mit militärischer Macht den eigenen Willen aufzuzwingen."
Gewalt wird niemals Frieden garantieren
Trotz Atomwaffensperrvertrag ist es der Menschheit auch 70 Jahre nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima nicht gelungen, die nukleare Gefahr zu bannen, mahnt die linksliberale Tageszeitung El Periódico de Catalunya: "Atomwaffen oder allein die Fähigkeit ihrer Herstellung sind Bedrohungen, die die Grenzen der Regionen, in denen sie gelagert werden, weit überschreiten. Die Bombardements von Hiroshima und Nagasaki führten der Menschheit die Zerstörungskraft vor Augen, aber auch 70 Jahre nachdem sich die Tore zur Hölle öffneten, haben noch immer nicht alle Mächte den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. ... Dazu gehört auch Israel, das die Bombe besitzt, dies aber nicht offen zugibt. Die auch noch so geringe Gefahr, einen Atomwaffenangriff auszulösen, verleiht zu viel Macht, als dass Abrüstungsverträge eine Zukunft des Friedens und ohne die Bombe erahnen lassen. So bleibt an jedem 6. August Albert Einsteins zutreffende Feststellung akut: 'Frieden kann nicht durch Gewalt erhalten werden. Er kann nur durch Verständnis erreicht werden.'"
Frankreich kann gegen Atomwaffen aktiv werden
Frankreich kann bei der atomaren Abrüstung eine zentrale Rolle spielen, glaubt die linksliberale Tageszeitung Le Monde mit Blick auf den Jahrestag des Atombombenangriffs auf Hiroshima: "70 Jahre danach haben falsche Wahrheiten noch immer Konjunktur. Atomwaffen werden auch heute noch als unsere 'Lebensversicherung' oder als 'Garantie für unsere Sicherheit und Unabhängigkeit' präsentiert. ... Frankreich könnte stolz auf sich sein, wenn es ehrgeizige Initiativen ergreifen würde. Es könnte die Atommächte zu einer internationalen Konferenz einladen, die zum Wegbereiter für eine Welt ohne Nuklearwaffen werden könnte. ... Frankreich könnte fordern, die Abrüstung zu einem der vorrangigen Ziele der gemeinsamen Außen-und Sicherheitspolitik der EU zu erklären. Es könnte schließlich bei der Nato für Verhandlungen über die Reduzierung taktischer US-Atomwaffen in Europa und langfristig für ihren kompletten Abzug plädieren. 70 Jahre nach den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki würde die überwältigende Mehrheit der Staaten dieses Vorgehen sicher unterstützen."