Panama Papers: Islands Premier tritt zurück
Islands Premier Sigmundur Davíð Gunnlaugsson ist am Dienstag zurückgetreten, nachdem sein Name in den Panama Papers aufgetaucht war. Zuvor hatten tausende Menschen seinen Rückzug bei einer Demonstration gefordert. Kommentatoren halten diesen auch für den einzig logischen Schritt.
Peinliche Manöver in Reykjavík
Strafrechtlich mag sich Islands Premier Sigmundur Davíð Gunnlaugsson nichts vorwerfen müssen, doch im nordischen Wertegefüge ist sein Verhalten untragbar, meint die liberal-konservative Neue Zürcher Zeitung:
„Verglichen mit den hohen moralischen Massstäben im Norden ist Island nochmals ein Extremfall: Dass der Regierungschef allein in den Verdacht eines möglichen Steuerbetrugs geraten ist, ist dort für einen Politiker angesichts der jüngeren Vergangenheit unverzeihlich. Gunnlaugsson hat den fatalen Fehler begangen, die Befindlichkeit der Bürger ignoriert zu haben, indem er seine finanziellen Beziehungen nicht hinreichend offengelegt hat. Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass er nun nicht die Konsequenzen zieht, sondern sich mit Manövern der peinlichsten Art an seinem Amt festkrallt. Um die Glaubwürdigkeit des Landes aufrechtzuerhalten, ist ein Regierungswechsel unabdingbar.“
Isländer sind tapferer als Griechen
Am Montag hatten tausende Isländer bei einer Demonstration den Rücktritt von Premier Gunnlaugsson gefordert. Blogger Pitsirikos bewundert die Reaktion der Isländer:
„Island ging 2008 - kurz vor Griechenland - in Konkurs. Es ist wertvoll, zu vergleichen wie die beiden Völker reagierten: Die Isländer kippten mit Demonstrationen und einem Referendum die Entscheidungen, die andere für sie getroffen hatten. Sie schufen auch eine neue Verfassung, während der damalige Premier vor Gericht gebracht wurde, so wie es auch mit dem jetzt zurückgetretenen Premier passieren wird. … Die Isländer kämpfen für ihr Land, ihr Leben, ihre Demokratie. Die Griechen kämpfen nicht mal für sich selbst. Die Isländer haben in der Kälte demonstriert und den Rücktritt des Premiers erzwungen. Die Griechen haben - sechs Jahre nach dem Konkurs – Tsipras als Premier, der sie betrogen hat.“