Terror: Vor der EM wächst die Nervosität
Der französische Geheimdienst warnt drei Wochen vor der Fußball-EM vor Anschlägen durch IS-Terroristen. Einige Journalisten sehen Frankreich auch wegen des Absturzes einer Egypt-Air-Maschine auf dem Weg von Paris nach Kairo im Fadenkreuz des Terrors. Kann das Land ein sicheres Turnier ermöglichen?
Frankreich kann sich nicht mehr sicher fühlen
Auch wenn es noch keine Beweise gibt, deutet doch vieles darauf hin, dass die ägyptische Verkehrsmaschine Opfer eines terroristischen Attentats wurde, schreibt Pravda:
„Allen Statistiken zufolge stürzt ein Flugzeug aus normaler Reiseflughöhe äußerst selten ab. Die Maschine von Paris nach Kairo flog in mehr als zehn Kilometern Höhe und die Besatzung meldete keinerlei Störung. Da bieten sich Parallelen zum abgestürzten russischen Airbus über dem Sinai an. ... Sollte sich bestätigen, dass es Terroristen gelungen ist, eine Bombe an Bord zu schmuggeln, wäre das ein weiterer großer Schlag gegen Frankreich. In dem Land gilt der Ausnahmezustand, und für die Fußball-Europameisterschaft sind scharfe Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Doch das Sicherheitsgefühl ist seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo unwiederbringlich weg. Es bleibt nichts anderes, als mit der Unsicherheit leben zu lernen.“
Regierung sollte keine Fanmeilen zulassen
Während der EM sollen auch Fanmeilen in vielen französischen Städten eingerichtet werden, was Le Figaro angesichts der Terrorbedrohung und der Überlastung der Polizei unverantwortlich findet:
„Die Regierung wäre gut beraten, auf dieses gefährliche Vorhaben zu verzichten. Vor allem auch deshalb, weil sie bereits mit der Gewalt der Randalierer nicht fertig wird. … Die Ordnungskräfte haben angesichts der Ausweitung ihrer Aufgaben und des Fehlens klarer Anweisungen von oben gute Gründe zu protestieren und beunruhigt zu sein. Man fragt sich, wozu der Ausnahmezustand dient, der am Donnerstag zum dritten Mal verlängert wurde. Es herrscht bereits großes Chaos - einige Stadtzentren ähneln Schlachtfeldern -, doch die Regierung setzt noch einen oben drauf, indem sie zulässt, dass tausende Personen sich möglichen Terroranschlägen aussetzen. Sollte sich die Spur eines Attentats auf das Flugzeug der Egypt Air bestätigen, ist dies für die Regierung ein Denkzettel: Frankreichs Feinde halten Ausschau auf unsere Schwachstellen, seien sie auch noch so klein.“
Sicherheit ist wichtiger als Menschenrechte
Der rumänische Dienst der Deutschen Welle fordert drastische Sicherheitsmaßnahmen zur EM:
„Extremisten, totalitäre, autoritäre Bewegungen und Regime verabscheuen Freiheiten zutiefst, weil sie Menschenrechte sind. Sie im Westen für einige Zeit außer Kraft zu setzen, so dass beispielsweise ein Muslim, der Beziehungen zum Extremismus hat, nicht mehr in sensiblen Bereichen wie in Flughäfen oder Atomkraftwerken arbeiten darf, wirft wichtige Probleme moralischer, politischer und juristischer Natur auf. … Juristisch können Menschenrechte bei einem Ausnahmezustand oder aus wichtigen Gründen wie Wahrung des Friedens und der Sicherheit zeitweise außer Kraft gesetzt werden. Es scheint, als ob die offenen Gesellschaften - bis auf den ausgerufenen Ausnahmezustand in Frankreich - davon nicht ausreichend Gebrauch machen. … Es wäre Zeit, das zu tun.“