Katholischer Druck auf Litauens Parlamentarier?
In Litauen ist eine heftige Debatte über das Einfrieren von Embryonen zur künstlichen Befruchtung entbrannt. Das Parlament hatte dies in der vergangenen Woche verboten. Einige Kommentatoren empören sich über die Beeinflussung der Parlamentarier durch Kirchenvertreter. Ein Abgeordneter verteidigt hingegen seine Entscheidung.
Einfluss des Bischofs ist Wahnsinn
Die katholische Kirche hat die Entscheidung des Parlaments beeinflusst, empört sich das liberale Portal Delfi:
„Der Bischof hat den Abgeordneten mit der Exkommunikation gedroht. Im Ernst! 2016 Jahre nach der Geburt des Herrn. Die Exkommunikation ist der Ausschluss aus der katholischen Kirche. Also werden alle Abgeordneten ausgeschlossen, die für die künstliche Befruchtung stimmen. Für ein Gesetz, das Paaren hilft, die keine Möglichkeit haben, ohne die Hilfe der Wissenschaft Kinder zu kriegen. Der Abgeordnete Urbšys mahnte so abzustimmen, wie die Kirche es befiehlt. ... Mit so einem ernsten Gesicht, als wäre er der geschnitzte Christus selbst. Und das im 27. Jahr nach der Wiederherstellung der Demokratie und des Rechtsstaats in Litauen.“
Eine Entscheidung des Gewissens
Dass er von irgendwem beeinflusst wurde, weist der konservative Abgeordnete Egidijus Vareikis auf dem christlich-konservativ orientierten Portal Bernardinai zurück:
„Kein Priester, kein Bischof oder Kirchendiener hat mich angerufen und wollte mit mir über Befruchtung oder andere Fragen sprechen. Ich habe für das Verbotsgesetz gestimmt, weil ich es lesen und verstehen kann. Da das Gesetz auch die Medizin betrifft, müssen wir auch dem Schwur von Hippokrates folgen und dürfen niemanden töten. Bei der Abstimmung wusste ich, dass manche so etwas wie einen Baby-Bestellservice haben wollen, wo man sich den Menschen künstlich konstruieren lassen kann und die nicht wunschgemäßen Resultate des Experiments einfach zynisch vernichtet werden. ... Ich bin der Meinung, dass die Befruchtung der Beginn des neuen Lebens ist und jedes menschliche Leben hat ein Recht darauf weiter zu existieren, ohne für irgendwelche 'wissenschaftlichen' Wünsche zur Verfügung zu stehen.“