Ist Olympia am Ende?

Die 28. Olympischen Spiele sind am Sonntagabend in Rio de Janeiro zu Ende gegangen. Sie wurden überschattet von Debatten über Doping und leere Tribünen. Die ersten Spiele in Lateinamerika waren ein voller Erfolg, loben einige Kommentatoren. Andere bilanzieren, dass Olympia angesichts zahlreicher Skandale weiter an Glanz verloren hat.

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El Espectador (CO) /

Riesenerfolg für Lateinamerika

Die erste Olympiade Lateinamerikas war ein voller Erfolg, lobt die kolumbianische Tageszeitung El Espectador:

„Brasilien hat die Spiele gewonnen. Das ist der Eindruck, der nach dem letzten Wochenende der Spiele in Rio 2016 bleibt, das geprägt war von Regen, Kälte und viel Nostalgie. ... Das Gold im Herrenfußball war der krönende Abschluss für die Gastgeber, die ihren Verpflichtungen bestens nachgekommen sind. Im Vorfeld wurde die Organisationsfähigkeit des regionalen Riesen immer wieder angezweifelt, da dieser tief in der Krise steckt. Aber Brasiliens Spiele, die ersten in Lateinamerika, waren ein voller Erfolg. ... Brasilien, der großzügige Gastgeber, lag im Medaillenspiegel zwar hinter den Erwartungen. Doch der dramatische Sieg im Elfmeterschießen über die deutsche Fußballmannschaft, der einzige Titel, der dem Land noch fehlte, machte alles wett. Im Mannschaftssport sind die Grüngelben immer noch großartig. ... Mit einer spektakulären und farbenfrohen Abschlussfeier verabschiedeten sich Brasilien und Rio im Stil von Samba und Karneval. “

The Irish Times (IE) /

Skandale überschatten Spitzenleistungen

Die Olympischen Spiele in Rio waren viel mehr von Negativschlagzeilen als von den Erfolgsgeschichten der Topathleten geprägt, bilanziert die Irish Times ernüchtert:

„US-Schwimmer Michael Phelps erweiterte seine Goldmedaillen-Sammlung, Turnerin Simone Biles überstrahlte ihre US-Teamkollegin Gabby Douglas, Usain Bolt schaffte ein historisches Triple-Triple. Und doch wirkte es jeden Tag so, als würden die großen Leistungen der Athleten von den Schlagzeilen abseits der Sportstätten überschattet. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen funktionierte auch nicht immer reibungslos, ganz zu schweigen vom empörenden Fall des US-Schwimmers Ryan Lochte, der mit einigen Teamkollegen einen bewaffneten Raubüberfall erfand. Die ersten in Südamerika ausgetragenen Olympischen Spiele schienen an allen Ecken und Enden voller Probleme zu stecken. Einige Male hatte es gar den Anschein, als könnten sie scheitern.“

Sydsvenskan (SE) /

Rio verbreitet Wärme und Licht

Die Olympischen Spiele in Rio werden trotz aller Probleme in guter Erinnerung bleiben, bilanziert Sydsvenskan:

„Den Schandflecken zum Trotz haben die Spiele zur Verbrüderung und Verschwesterung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ländern beigetragen. ... Es gab erinnerungswürdige Szenen, die sich mehr um Freundlichkeit und Mitgefühl drehten, als um Rekorde und Medaillen. ... Ein magischer Augenblick war, als [die syrische Athletin des Flüchtlingsteams] Yusra Mardini 100 Meter Schmetterling im Vorlauf schwamm. Sie war weit davon entfernt, in die nächste Runde zu kommen, doch der Jubel war groß, als sie anschlug. Das Publikum ehrte sie für eine Leistung, die viel mehr wert war als eine olympische Goldmedaille. Auf der Flucht aus Syrien in einem Gummiboot hatte sie viele Menschenleben gerettet. Die Spiele in Brasilien haben dazu beigetragen, den olympischen Geist am Leben zu erhalten. Das Feuer verlosch. Doch die Erinnerungen von Rio verbreiten weiterhin Wärme und Licht.“

Delo (SI) /

Die Apokalypse ist ausgeblieben

Eigentlich ist während der Olympischen Spielen in Rio alles nochmal gut gegangen, zieht Delo Bilanz:

„Im Maracanã-Stadion erlosch gestern Abend das Olympische Feuer und Rio de Janeiro atmet auf. Die Organisatoren und die gekrönten olympischen Häupter der IOC-Führung haben sich den kalten Schweiß von der Stirn gewischt. Die Spiele sind zu Ende und die angekündigte 'Apokalypse' ist ausgeblieben. Raub und Diebstahl waren Teil des Großstadt-Alltags, aber zu schwereren Gewalttaten ist es nicht gekommen. Der IS hat keine Teilnehmer in die Luft gesprengt, vom Zika-Virus, das sich angeblich auf der ganzen Welt ausbreiten sollte, war nichts zu hören. Wohl gab es in Rio mehr Unannehmlichkeiten als in Peking 2008 und London 2012 zusammen, doch die farbenprächtige brasilianische Metropole, die vor zwei Jahren Gastgeber des Finales der Fußballweltmeisterschaft war, hat bestätigt, dass sie auch etwas anderes als nur den Karneval organisieren kann.“

Südostschweiz (CH) /

Spiele nur für die Reichen

In Rio hat der olympische Gedanke nach Sotschi erneut an Glanz verloren, kritisiert die Südostschweiz:

„Es waren Spiele für die wohlhabendere Bevölkerung. Den Rest interessierte Olympia nicht, entsprechend leer blieben viele Sitze. Das Vermächtnis Olympias droht in Rio schnell in Vergessenheit zu geraten. Die Befriedungen der Favelas erfolgten vor allem in der Nähe von Wettkampfstätten. Und schon während Olympia musste Polizei abgezogen werden, um für Sicherheit unten am 'Asphalt' [reiche Bezirke in Rio] zu sorgen. Die Folgen waren wieder aufflammende Gewaltexzesse. Die Befürchtungen in den Favelas, dass nach Olympia der Rückfall in alte Zustände droht, sind real. Auch die Analyse der Infrastruktur zeigt: Der öffentliche Verkehr wurde in reicheren Gegenden und nicht wie angekündigt flächendeckend ausgebaut. Das sind die Eindrücke, die bleiben und für mehr Fragen denn Antworten sorgen. Olympia verlor schon in Sotschi an Glanz. Rio setzte diesen Trend fort. See you in Pyeongchang!“

El Mundo (ES) /

Brasilien war keine gute Wahl

Brasilien war eigentlich nicht in der Lage die Spiele auszurichten, meint El Mundo:

„Es stimmt zwar, dass Brasilien beim Zuschlag 2009 bereits die Fußball-WM 2014 hatte und einen Aufschwung erlebte - dank der Reformen von [Ex-Präsident] Lulas [sozialdemokratischer] Arbeiterpartei. Doch das Brasilien von 2016 sieht anders aus: Die tiefe politische Krise nagt an Brasiliens internationalem Ansehen und droht alle Fortschritte zunichte zu machen. Mit einer zu erwartenden Rezession von 3,8 Prozent, elf Millionen Arbeitslosen und grassierender Korruption war das Land nicht auf der Höhe, um das wichtigste Sportereignis der Welt auszutragen. Dazu kamen Staus, Diebstähle, schlecht gebaute Anlagen, wenige Zuschauer, die manche Sportler sogar ausbuhten. Und dann waren da noch die Demonstranten, die der Meinung waren, die Olympischen Spiele hätten die sozialen Unterschiede verschärft und das Geld hätte besser in das Gesundheitswesen, die Bildung und den Transport fließen sollen.“

The Irish Times (IE) /

Kaum zu glauben, dass Bolt sauber ist

Jamaikas Leichtathletik-Superstar Usain Bolt hat am Donnerstag im 200-Meter-Lauf in Rio seine insgesamt achte Olympia-Goldmedaille gewonnen. Er ist einfach zu schnell, um über jeden Doping-Verdacht erhaben zu sein, argwöhnt die Irish Times:

„Eine der fragwürdigen Haltungen der Fans und Fachleute in Bezug auf diese und alle Olympischen Spielen ist folgende: Bestimmte Athleten sind 'zu groß, um unsauber zu sein'. Das ist lächerlich, insbesondere wenn man sich all die Superstars im Sport vor Augen hält, die betrogen haben. ... Wie unglaublich schnell Bolt ist, zeigt sich am ehesten, wenn man die 30 schnellsten 100-Meter-Sprints aller Zeiten analysiert. Neun davon stammen von Bolt. Er lief die drei besten. Die 21 anderen stammen allesamt von Athleten, die irgendwann einmal des Dopings überführt wurden. ... Ist Bolt eine solche Ausnahmeerscheinung, dass er schneller als alle Athleten laufen kann, die gedopt haben? Lasst es uns hoffen. Lasst uns hoffen, dass er von Natur aus so unglaublich ist.“

La Libre Belgique (BE) /

Hockey noch nicht von Doping verseucht

Belgiens Hockey-Herrenmannschaft hat am Donnerstag in Rio die Silbermedaille gewonnen. Hockey ist durch einen innovativen Ansatz zum Volkssport geworden, stellt die Tageszeitung La Libre Belgique fest:

„Die Werte dieses Sports waren schon immer en vogue: Fair-Play, Toleranz und Respekt vor dem Gegner. Hockey ist (noch) nicht von Geld oder Doping verseucht oder von Betrügereien pervertiert. Im Gegenteil: Dieser Sport, der früher einer Elite vorbehalten war und seither der breiten Masse zugänglich gemacht wurde (der Eintritt zu den Meisterschaftsspielen ist übrigens gratis), hat alles getan, um attraktiv zu werden, und sich in den letzten Jahren wesentlich erneuert: Abschaffung der Abseits-Regel und der systematischen Anfechtungen, die diese mit sich brachte, Einführung des Selfpasses, kontinuierlicher Spielerwechsel, Einsatz von Videotechnik und Zeitstrafen für Spieler: An all diesen Dingen könnte sich der große Bruder mit dem runden Ball ein Beispiel nehmen.“

The Irish Times (IE) /

Ticket-Skandal ist Schande für Irland

Der hohe irische IOC-Funktionär Patrick Hickey und ein Landsmann sind am Mittwoch wegen des Verdachts auf Schwarzhandel mit Olympia-Tickets festgenommen worden. Der Skandal ist restlos aufzuklären, fordert die Irish Times:

„Die Festnahmen sind für Irland und dessen Ruf auf der internationalen Bühne furchtbar peinlich. Sportminister Shane Ross hat es sich zur Mission gemacht, den Vertrag des [am Ticketvertrieb beteiligten] Unternehmens Pro10 mit dem Olympischen Komitee Irlands (OCI) zu enträtseln. Er besteht zu Recht darauf, dass es sich hierbei um eine Sache von öffentlichem Interesse handle, für die sich das Nationale Olympische Komitee Irlands OCI rechtfertigen müsse. ... Die Bemühungen Brasiliens, den parasitären Ticketschwarzhandel im internationalen Sport auszumerzen, sind lobenswert. Das dortige gesetzliche Verbot der Abzockerei mit Tickets sollte unterstützt werden. Es wäre äußerst bedauernswert, wenn sich herausstellen sollte, dass das OCI und die Ticketagenturen THG und Pro10 diese Bemühungen hintertreiben.“

Welt (DE) /

Brasilianer sind ignorante Gastgeber

Die Brasilianer begleiten als Gastgeber die Olympischen Spiele auf sehr eigenwillige Weise, beobachtet Die Welt:

„Wenn keine Landsleute mit von der Partie sind, bleiben die Tribünen meist leer. Spielen, kämpfen oder rennen Einheimische mit, dann fallen plötzlich Tausende wie ein Flashmob in die Halle ein und sorgen für ein Spektakel der Emotionen, für Tränenorgien im Erfolg wie im Misserfolg. ... Dass Olympia sich bisher - und nicht nur in Europa - vom Fußball durch friedliche Stimmung und Respekt auch für den Gegner unterschied, wissen womöglich nur die wenigsten Brasilianer. So wie sie die meisten Sportarten nicht kannten. Das liegt allerdings nicht an Armut und Bildungsnotstand im Land, denn bei Olympia versammeln sich wegen der hohen Ticketpreise nur Mittel- und Oberschicht in den Stadien. Die Weigerung, sich auf das Fairnessideal einzulassen und sich für Sportler aus anderen Ländern zu interessieren, hat vielmehr nur einen Namen: Ignoranz.“

Der Tagesspiegel (DE) /

Olympia trifft in Rio auf die Wirklichkeit

Die Olympischen Spiele prallen in Rio de Janeiro hörbar und sichtbar wie vielleicht nie zuvor auf die Wirklichkeit, resümiert der Tagesspiegel zur Halbzeit:

„Hörbar, wenn das Publikum auf einmal eine russische Schwimmerin ausbuht, obwohl das Thema Doping doch sonst innerhalb des Sports eher Schweigen auslöst. Sichtbar, wenn so viele Plätze in Hallen und Stadien leer bleiben, weil die Menschen eben genug Sorgen haben und sich ein bisschen Ablenkung durch Olympia nicht leisten wollen oder können. Als die Olympischen Spiele noch vor Kraft strotzten und vor Siegesgewissheit strahlten, schienen sie für zweieinhalb Wochen stärker zu sein als die Wirklichkeit. Sie ließen all den Gefühlen des Sports freien Lauf, und das Publikum konnte sich davon betören lassen. ... Es sind überall Brüche spürbar in der Wirklichkeit der Spiele. Und in ihrer Wahrnehmung. Viele haben sich hierzulande abgewendet vom Spektakel, aus Abneigung gegen Kommerz und Korruption.“

LSM (LV) /

Sport und Politik gehen Hand in Hand

Der Auftritt der ägyptischen Beachvolleyballerinnen in langen Hosen und mit Kopftuch ist für das Onlineportal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens LSM Anlass, vor einer Instrumentalisierung des Sports zu warnen:

„Wer denkt, dass Sport und Politik nicht verknüpft sind, ist entweder naiv oder hat die Schule nicht besucht. Dass der Sport unabhängig von der Politik sein sollte, war das Ideal von Pierre de Coubertin, Begründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele. Denn früher war Sport mit der Entwicklung eines athletischen Körpers, dem Militär und der Zurschaustellung von nationalem Ehrgeiz verbunden. ... Der Sport ist heute der Politik entwachsen, aber noch nicht über sie hinausgewachsen. Mit Hilfe von Sportübertragungen lassen sich Botschaften an ein breites Publikum übermitteln. Deshalb wird es in Zukunft immer häufiger vorkommen, dass Wettkämpfe genutzt werden, um politische, religiöse oder andere Meinungen zu äußern.“

Le Quotidien (LU) /

Insgeheim wollen wir gedopte Spiele

Der französische Schwimmer Camille Lacourt hat den Olympiasieger über 200 Meter Freistil, Sun Yang aus China, wegen dessen Doping-Vergangenheit persönlich angegriffen: Dieser „pisse lila“. Die Zuschauer, die nach Rekorden gieren, tragen eine Mitschuld an den Dopingskandalen, findet Le Quotidien:

„Wäre es nicht einfacher, Doping zu erlauben? Um solche Zankereien zu vermeiden und den Verdachtsmomenten, die derzeit jeden Sieg begleiten, ein Ende zu bereiten? Der Hochleistungssport, egal in welcher Disziplin, ist seit langem nur noch ein Marketingspektakel und wir, die Zuschauer, sind zum Teil dafür verantwortlich. … Wir wollen außergewöhnliche Leistungen sehen. So wird Doping unverzichtbar, um bei jeden olympischen Spielen und bei jeder Tour de France Rekorde zu brechen. Dem Menschen sind nun mal biologische Grenzen gesetzt und ohne Doping ist es unmöglich, immer bessere sportliche Leistungen zu erbringen.“

15min (LT) /

Von hässlichen und schönen politischen Gesten

Nach olympischen Prinzipien gehören Politik und Sport getrennt - doch die Realität sieht anders aus, bemerkt das Portal 15min:

„Die russische Schwimmerin Julija Jefimova zeigte sich enttäuscht, dass Russland sogar während Olympia verbal attackiert wird, wenn Kriege üblicherweise unterbrochen werden. Indem sie den Sport politisiert, versucht sie, eigene Vergehen zu vertuschen. So ein Verhalten ist üblich, wenn die Siege der Sportler die Macht eines Staats beweisen sollen. ... Es kam auch nicht überraschend, dass der georgische Judoka nach dem Sieg gegen seinen russischen Rivalen auf die georgische Flagge seines Trikots zeigte. Das passierte am 8. August - dem Tag, an dem vor acht Jahren Russland Georgien angegriffen hat. … Aber es war erstaunlich, dass die Turnerinnen aus Süd- und Nordkorea sich umarmten und ein Selfie machten. Solche Gesten zeigen, dass die alten olympischen Ideale aufleben und nicht durch Doping oder staatliche Mächte vernichtet werden.“

Contrepoints (FR) /

Brasilianer haben nichts von den Spielen

Die olympischen Spiele kommen für Brasilien zur Unzeit, meint das Onlineportal contrepoints.org:

„Für viele Brasilianer tragen diese Spiele nur dazu bei, schon vorhandene Spannungen zu verschärfen. Die Organisation zweier aufeinander folgender Veranstaltungen von Weltrang ist mit hohen Kosten für eine Volkswirtschaft verbunden, die eine Rezession durchlebt und unter Sparmaßnahmen leidet. ... Zwar wurde die Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft [2014] viel stärker kritisiert als die Vorbereitung der Olympischen Spiele derzeit. Aber es ist eine von der Rezession ermüdete und von ihren Eliten enttäuschte Bevölkerung, die diesem Großereignis beiwohnt. ... Über die Ausgaben und die politische Krise hinaus wird wieder einmal die Unzufriedenheit eines Großteils der Bevölkerung deutlich, die wenig von Olympia mitbekommt und sicher keine Vorteile davon hat.“

Club Z (BG) /

Sport für alle statt für Eliten

Die Idee der Olympischen Spiele ist elitär und veraltet, wettert das Nachrichtenportal Club Z:

„Das Internet, die sozialen Medien, die Bewegungsfreiheit von Menschen, Waren und Kapital und die Art wie wir kommunizieren, haben eine neue Realität geschaffen, in der jeder Mensch Teil des Prozesses ist und nicht mehr nur Beobachter. Wir brauchen keine durch Steuern finanzierten Elitesportler. Wir brauchen Sport für die Massen. Die Eliten sollen gern weiter gegeneinander antreten, aber auf eigene Kosten oder sie sollen sich Sponsoren suchen. ... Unsere Steuergelder sollten in den Massensport fließen und nicht an einzelne Spitzensportler. ... Was interessiert uns, dass jemand seine Zeit vergeudet und vier Jahre Gewichte hebt, um eine Medaille zu ergattern? Und wir sollen dafür zahlen? Das war vielleicht im 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts in Ordnung. Doch im Zeitalter der Digitalisierung muss der gesunde Lebensstil zur Priorität erhoben werden.“

Trouw (NL) /

Eine Chance, Vorurteile zu überwinden

Die Olympischen Spiele haben zwar viel von ihrem Glanz verloren, doch der Sport wird weiter Brückenbauer bleiben, glaubt Trouw:

„Die Spiele von 2016 beginnen in einer Zeit, in der Anschläge, zunehmende internationale Spannungen, wirtschaftlicher Druck sowie ethnische und religiöse Konflikte die Schlagzeilen beherrschen und in der der Skandal des systematischen Dopingprogramms etwa von Russland noch nachhallt. ... Dass saubere Spiele eine Illusion sind, ist leider eine Tatsache für Sportler und Zuschauer. Genauso wie es eine Illusion ist, dass sich Rio durch die Spiele in eine sichere, freundliche Stadt verwandeln wird. ... Aber wenn wir den Sportlern zuschauen, haben wir nicht nur die Kraft und die Geschwindigkeit des menschlichen Körpers im Blick. Die Spiele eröffnen uns neue Horizonte und sind eine Chance, aus den Laufgräben der Vorurteile zu steigen. Auch das ist eine Form von Sportlichkeit.“

Savon Sanomat (FI) /

Vielleicht haben die Skandale auch ihr Gutes

Wenn die zahlreichen Skandale dazu führen würden, dass Olympia künftig eine Nummer kleiner wird, wäre das für Savon Sanomat eine gute Nachricht:

„Viele Sportfans haben erklärt, dass die Stimmung kurz vor den Spielen außergewöhnlich gedämpft ist. Das kann aber auch etwas Gutes nach sich ziehen. Denn wenn die Zuschauerzahlen sinken, verschwinden auch die großen Sponsoren, denen das Image der Olympischen Spiele schon jetzt Bedenken bereitet. Geldmangel wäre der beste Antrieb für das Internationale Olympische Komitee und die Sportlergemeinde, die Beseitigung der bestehenden Missstände ernsthaft in Angriff zu nehmen. Dann könnte man die Winter- und Sommerolympiade gern in einem kleineren Umfang als bisher und mit weniger Disziplinen organisieren, anstatt das Budget der Spiele von Jahr zu Jahr anschwellen zu lassen. “

Le Jeudi (LU) /

Nur noch Werbe-Show für bestimmte Länder

Der Geist der Olympischen Spiele wird auch dadurch belastet, dass diese von immer mehr Ländern genutzt werden, um ihr Image aufzupolieren, analysiert Le Jeudi:

„Von der Euphorie aus dem Jahr 2009, als die Entscheidung für den Austragungsort der Olympischen Sommerspiele verkündet wurde, ist nichts mehr übrig. Sie wurde von den vielen Sorgen verdrängt. ... Vielleicht wäre es an der Zeit, auf die Olympischen Spiele zu verzichten - diese Analyse gilt im Übrigen auch für die Fußballweltmeisterschaft -, die zu kommerziellen Ereignissen und zu Schaufenstern für Länder mit Bedürfnis nach Anerkennung geworden sind. Brasilien wollte die Spiele, um seinen damaligen Wohlstand und seinen Status als Regionalmacht zu sichern. Die Beweggründe von [den Gastgeberländern für die kommenden Fußball-Weltmeisterschaften] Russland und Katar sind hingegen weniger erfreulich. Es gilt daher, die Olympischen Spiele der Postmoderne zu erfinden. Mit oder ohne IOC.“

Avgi (GR) /

Ein Instrument der Reichen und Mächtigen

Kein gutes Haar an den Spielen lässt die Zeitung Avgi, die auch den Umgang der Veranstalter mit Russland kritisiert:

„Heute ist der Tag der feierlichen Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. In Rio, wo Opulenz herrscht und die Favelas grenzenlos sind. In Rio, wo die meisten Gelder für diese Spiele in die Taschen von Oligarchen flossen, wie es auch in Griechenland bei den Spielen im Jahr 2004 der Fall war. Von den großen Projekten, die für die vermeintliche Integrität der Spiele geplant wurden, werden nur wenige den Alltag der Bewohner verbessern. ... Diese Spiele sind, wie viele andere, nicht nur gekennzeichnet durch die finanziellen Risiken, die sie hinterlassen werden. Diese Spiele werden zudem von den USA mit der Unterstützung Großbritanniens als ein Mittel für eine noch größere politische Isolation Russlands benutzt. Russland wurde für die Rolle des gefährlichen Rivalen ausgewählt.“

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