Wie wird Italien erdbebensicher?
Nach dem schweren Beben in Mittelitalien mit 290 Toten werden Vorwürfe laut, denn auch Gebäude, die erst kürzlich saniert wurden, liegen nun in Trümmern. Italien sollte sich ein Beispiel an japanischen Bauvorschriften nehmen, meinen einige Kommentatoren. Andere fordern von Rom, das Land erbebensicher zu machen, ohne die Defizitgrenze noch weiter zu überschreiten.
Japan zum Vorbild nehmen
Die von dem Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogenen Regionen Italiens sollten von anderen lernen, die nach ähnlichen Katastrophen ihre Bauvorschriften verschärft hatten, empfiehlt der Malta Independent:
„In der Amatrice nahe gelegenen mittelitalienischen Stadt Norcia, die 1979 von einem Erdbeben erschüttert wurde und in der die verbliebenen Gebäude danach verstärkt wurden, waren diesmal fast keine Häuser betroffen. Bei diesem Thema sind natürlich die Japaner führend, deren Land einem sehr großen seismischen Risiko ausgesetzt ist. Nach einer großen Zahl von Tragödien werden die Gebäude dort nun nach sehr strengen Bauvorschriften zur Erdbebensicherheit errichtet. Wenn die Erde bebt, halten die Menschen kurz inne, bevor sie ihr Leben so wie zuvor weiterleben. Ja, wir müssen den Tod der Opfer betrauern, doch gleichzeitig müssen wir die Lehren aus Wissenschaft und Technologie anwenden, um derartige Katastrophen in Zukunft zu verhindern.“
Stabilitätspakt nicht dem Wiederaufbau opfern
Trotz des Erdbebens in Italien dürfen die Euroländer den Stabilitätspakt nicht weiter aufweichen, fordert die konservative Tageszeitung Die Presse:
„Bereits vor dem Erdbeben forderte Italiens Premierminister Matteo Renzi, dass die Prinzipien des Stabilitätspakts über Bord geworfen werden. Denn er will ein neues, von Schulden finanziertes Konjunkturpaket vorlegen. Dabei kletterte die italienische Verschuldungsquote im Verhältnis zum BIP in diesem Jahr bereits auf 135,2 Prozent. ... In der EU ist die Quote nur in Griechenland höher. ... Italien muss zuerst Reformen angehen: Warum hält die Misswirtschaft bei den Banken an? ... Das Land krankt zudem an der überbordenden Bürokratie, die Investitionen verhindert. Vielleicht würde es bei weniger Korruption weniger Erdbebentote geben. Dass Experten Kritik an der Qualität der Bausubstanz in den Erdbebengebieten üben, kommt ja nicht von ungefähr.“