UN drohen Nordkorea nach Atomwaffentest
Nach einem neuen Atomwaffentest Nordkoreas, dem zweiten in diesem Jahr, hat der UN-Sicherheitsrat Pjöngjang mit "weiteren bedeutenden Maßnahmen" gedroht. Doch weder Drohungen noch verschärfte Sanktionen werden Machthaber Kim Jong Un in die Schranken weisen, fürchten Kommentatoren - zumindest nicht, solange China untätig bleibt.
Keine Handhabe gegen Kim Jong Un
Nach dem Atomwaffentest wird deutlich, dass die internationalen Staatengemeinschaft kaum ein Druckmittel gegen Nordkorea und dessen Diktator Kim Jong Un in der Hand hat, meint Jyllands-Posten:
„Die bereits umfassenden Sanktionen gegen Pjöngjang zeigen kaum eine spürbare Wirkung auf Kim. Der Machthaber mag unter Druck sein, aber offensichtlich hat er das Vertrauen seiner Eigenen, auch weil er mehrere Personen in seinem engen Umkreis hat hinrichten lassen. China scheint nicht zu wissen, wie es handeln soll. Einerseits scheint man seinen offiziellen Verbündeten nicht besonders zu mögen, weil er so unberechenbar ist und dem Kommunismus kein besonders modernes Angesicht verleiht. Andererseits will man lieber ihn als die Amerikaner haben. Kim handelt im Sinne seiner persönlichen Überlebensstrategie nicht unvernünftig. ... Die Welt gehorcht und will ihn nicht antasten. Dr. Seltsam – der furchtbare Atomexperte aus einem alten Film – ist nicht umsonst aufgetreten. Leider.“
Friedensvertrag mit Südkorea einzige Lösung
Internationale Sanktionen, wie sie bislang nach jedem Atomtest Nordkoreas beschlossen wurden, bringen rein gar nichts, mahnt Le Temps:
„China, das einen Zusammenbruch des nordkoreanischen Regimes stärker als alles andere fürchtet, bemüht sich darum, die Wirtschaft seines kleinen Nachbarn in Gang zu halten. Das macht die Sanktionen gegen Nordkorea unwirksam. Sie werden das letzte totalitäre Regime des Planeten nicht in die Knie zwingen - und seinen jungen Herrscher erst recht nicht. Bis zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Südkorea, deren Preis umfassende Hilfsleistungen im Tausch gegen die Einfrierung des Atomprogramms sein wird, kann Kim Jong Un seine Position weiter stärken. ... 63 Jahre nach Unterzeichnung eines Waffenstillstands zwischen den beiden koreanischen Staaten lässt ein Friedensvertrag weiterhin auf sich warten. Dies ist jedoch der einzige Weg, um Nordkoreas Atomprogramm zu stoppen.“
Welt muss Pjöngjang endlich ernst nehmen
Für Nordkorea sind die Atomtests nicht bloß ein Mittel, um gehört zu werden, erklärt NRC Handelsblad:
„Auf diese Weise, so wird gesagt, kommuniziert der stalinistische Einsiedlerstaat eben mit der Außenwelt. Das bitterarme Land sitzt nun einmal nicht in den internationalen Foren, wie etwa G20. ... Doch statt die nukleare Drohung von Nordkorea als Verhandlungstaktik zu deuten, könnte man die Tests auch als einen entscheidenden Bestandteil der nationalen Sicherheitspolitik betrachten. Nordkorea spiegelt sich in Ländern wie Indien und Pakistan, die mit eigenen Atomprogrammen den Respekt der Großmacht USA erzwangen. ... Die Unfähigkeit der wichtigsten Staaten, die Gefahr der drohenden Katastrophe abzuwenden, ist besorgniserregend. Über Nordkorea und gerade seinen Diktator Kim Jong Un werden immer viele Witze gemacht. Es ist Zeit, das Land sehr ernst zu nehmen.“