Half Russland Trump im Wahlkampf?
Laut einem Bericht der CIA soll Russland gezielt versucht haben, die US-Wahl zugunsten Donald Trumps zu beeinflussen. So hätten russische Hacker E-Mail-Konten des demokratischen Parteivorstands geknackt und Informationen der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Trump bezeichnete die Vorwürfe als "lächerlich". Einige Kommentatoren fordern eine lückenlose Aufklärung. Andere wittern ein falsches Spiel der CIA.
Trump verhält sich unpatriotisch
Mit seinem Verhalten in der Hacker-Affäre zeigt Donald Trump, dass ihm nicht wirklich etwas am Schicksal seines Landes liegt, kritisiert The New York Times:
„Wäre Donald Trump nur halb der Mann, der er zu sein behauptet, nur halb der Patriot, der er vorgibt zu sein, und nur halb der Anführer, als der er sich den Amerikanern präsentiert, dann würde er nicht nur den Vorwurf der CIA zur Hacker-Affäre ernst nehmen. Sondern dann würde er sich auch an vorderster Front für eine gründliche Aufklärung einsetzen. ... Doch er nimmt die Geheimdienste nicht ernst. Die vielen Beweise, die sie zusammen getragen haben, zeigen glasklar - als ob das nicht schon längst klar wäre - dass Trumps einziges Interesse Trump selbst gilt. Das ist - so würde er es selbst sagen und twittern - einfach traurig.“
Republikaner gehen Konflikt aus dem Weg
Aus Reihen der Republikaner wird die Forderung laut, Trump solle den CIA-Vorwürfen nachgehen. Doch ernsthaft gegen ihn auflehnen werden sich die Parteikollegen nicht, glaubt Phileleftheros:
„Die Konfrontation mit der CIA wirft große Fragen hinsichtlich Trumps Verhältnis zu den Geheimdiensten auf. ... Viele Politiker der Republikaner sind besorgt und zittern bei der Vorstellung, dass Russland bei den amerikanischen Wahlen mitmischte. Das sind Leute wie Senator John McCain, der Trump dazu aufgerufen hat, zu akzeptieren, dass es ein russisches Hacking gab. 'Das sind Fakten', sagte er. Die republikanische Partei ist im Moment der einzige Akteur, der dem neu gewählten Präsidenten Grenzen setzen könnte. Die Parteiführung scheint jedoch nicht zu einem solchen Konflikt bereit zu sein. Denn alles was jetzt zählt, ist die Macht.“
Falsches Spiel der CIA
Eine Verschwörung hinter der Verschwörung wittert Soziologe Tomaž Mastnak und schreibt in Dnevnik:
„Nun hat sich die CIA ins Geschehen eingemischt. Weil offensichtlich war, dass sie schon die ganze Zeit am Werk war, hat sie sich jetzt entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. An die Washington Post, eines der wichtigsten Räder in der Propaganda- und Manipulationsmaschinerie, wurde ein anonymer Brief geschickt, in dem steht, die CIA sei in einer geheimen Bewertung zu dem Schluss gekommen, Russland habe in die diesjährigen US-Wahlen eingegriffen, um Donald Trump zum Sieg zu verhelfen. Die Quellen sind anonym und es gibt keinen Beweis für die Behauptung. Die Anschuldigungen sind nicht neu. Das Wahlkampfteam der Demokraten und seine Verbündeten haben diese bereits während des Wahlkampfs lanciert. ... Das Ziel war, Trump zu diskreditieren.“
Manipulation keinesfalls tolerieren
Die angebliche Hilfe für Donald Trump durch russische Hacker im Wahlkampf muss lückenlos aufgeklärt werden, fordert die Financial Times:
„Der US-Senat sollte jeden Kandidaten [für das Amt des Außenministers] ablehnen, der diese Sache so unbekümmert vom Tisch wischt wie Trump. Eine ausländische Einmischung in den demokratischen Prozess der USA muss eine rote Linie darstellen. ... Der Zeitpunkt für eine weitere Vertiefung der Kluft zwischen den USA und Russland ist denkbar schlecht. In der Ukraine und Syrien gibt es viel zu tun. ... Doch es kann keinen Raum für Fortschritte bei diesen oder anderen Problemen geben, wenn der Verdacht besteht, dass Russland direkt in einer Präsidentschaftswahl interveniert hat. So zu tun, als wären die Hacks eine Nebensächlichkeit, wird nur zu weiteren Angriffen ermutigen, während gleichzeitig das Vertrauen in die Demokratie geschwächt wird.“
Putin will Gegenleistung von Trump
Putin wird eine Belohnung aus den USA für die Wahlkampfhilfe erwarten, glaubt Hospodářské noviny:
„'Grüß dich, Donald! Jetzt, wo du mit unserer Hilfe gewonnen hast, wie wirst du dich erkenntlich zeigen?', so wird Wladimir Putin fragen. Über die Antwort können wir bislang nur spekulieren. Denkbar sind die schlimmsten Szenarien auf dem Rücken der Nato. ... Es ist logisch, dass Putin auf seine Dividende wartet. Die Obama-Administration will zwar in den letzten Arbeitswochen der Öffentlichkeit sagen, was sich da genau abgespielt hat. Doch nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten am 20. Januar liegt alles in der Hand von Trump, auch die Aufsicht über die Geheimdienste. Und seine Leute weisen die Informationen von dort zurück, sie haben kein Interesse daran, zu sondieren, wie weit Russlands Finger reichten.“