Was bringt Polens neues Kindergeld?
In ihrem ersten Amtsjahr hat Polens national-konservative PiS-Regierung ihr Prestigeprojekt des Kindergelds "500plus" eingeführt. Arme Familien erhalten ab dem ersten Kind eine monatliche Leistung von 500 Złoty [ca. 115 Euro], wohlhabendere ab dem zweiten. Polnische Medien ziehen zum Jahreswechsel Bilanz.
Arbeit für Polinnen lohnt sich nicht mehr
Das Kindergeld könnte arme Polinnen vom Arbeiten abhalten, fürchtet Gazeta Wyborcza:
„Derzeit gibt es noch keine verlässlichen Daten, aus denen hervorgeht, dass die Polinnen aufgrund des Programms ihre Arbeit aufgeben. Ein solches Szenario ist jedoch nicht ausgeschlossen, weil es zweifellos dazu animiert. ... Dabei spielt die Höhe der Gehälter die entscheidende Rolle. In kleinen Städten und Dörfern ist der Lohn niedrig. Wenn die Menschen dort ihre Arbeit aufgeben, verlieren sie nur relativ wenig. Die Mutter von zwei Kindern verdient dort beispielsweise 1.600 Złoty [ca. 360 Euro] und ihr Mann nur etwa 2.000 Złoty [ca. 450 Euro]. Wenn die Frau dann ihre Arbeit aufgibt, hat sie automatisch das Recht auf 500 Złoty [ca. 115 Euro] und zusätzlich auf staatliche Elternunterstützung und Sozialhilfen. Außerdem spart sie dann einige hundert Złoty für den Babysitter. Sie hat keine Fahrtkosten zur Arbeit mehr und muss kein Geld für Kleidung ausgeben, die sie für die Arbeit braucht. Und sie braucht sich nicht mehr mit dem ungeliebten Chef herumärgern.“
Familien gehen vernünftig mit Geld um
Der stellvertretende Gesundheitsminister Bartosz Marczuk ist in einem Gastbeitrag für Rzeczpospolita voll des Lobes für das Kindergeld der PiS-Regierung:
„Als das Projekt im Sejm ausgearbeitet wurde, habe ich ganz oft gehört, dass die Eltern das Geld vertrinken werden. Sie seien unreif, würden es verschwenden oder sie wüssten gar nicht, was sie damit anfangen sollen. Wir sollten deswegen noch explizit ins Gesetz hineinschreiben, für was sie es ausgeben sollen. Das haben wir abgelehnt und damit auch diese altväterliche Art und Weise, wie die Linke mit den Leuten umgeht. Denn die Eltern sind die besten Freunde ihrer Kinder. Sie wissen folglich, wie sie das Geld am besten ausgeben, und nicht wir Staatsvertreter. Und das hat sich bestätigt. Die Verschwendung der Mittel ist auch nur marginal. Nur knapp 1.000 von 2,8 Millionen Familien wurden deswegen angemahnt.“