Giftige Luft verpestet Mittelosteuropa
In mehreren mittelosteuropäischen Ländern hat die Luftverschmutzung in diesem kalten Winter einen neuen Höhepunkt erreicht. Unter anderem in Budapest, Warschau und Sofia wurde in den vergangen Wochen mehrmals Smogalarm ausgelöst. Armut führt dazu, dass die Menschen alles verbrennen, was sie in die Finger kriegen, erklären Journalisten und ärgern sich, dass die Politik untätig bleibt.
Hausmüll in Ungarn ein gängiger Heizstoff
Die Luftverpestung in Ungarn ist vor allem ein Armutsphänomen, macht die Wochenzeitung Magyar Narancs aufmerksam:
„Im besonders armen Norden und Nordosten des Landes verschlucken die Heizöfen praktisch alles: Kleidung, Plastikflaschen, feuchtes Holz, lackierte Parkettböden, Sägespäne, Grünpflanzen, ja sogar tote Hasen. Unter den Ärmsten sind mit Kleidungsfetzen ausgestopfte Plastikflaschen das gängigste Heizmaterial. ... Laut Schätzungen heizen rund 30 Prozent der Bewohner Nordostungarns mit Hausmüll. Es gibt Gemeinden, in denen die Müllabfuhr praktisch keine Arbeit mehr hat. ... Die Situation ist vielerorts dramatisch: In der nordungarischen 2000-Seelengemeinde Járdánháza, die in einem Talkessel liegt, ist die gesundheitsgefährdende Feinstaubkonzentration beispielsweise viermal höher als in Peking, das wegen seiner massiven Luftverschmutzung laufend in den Medien ist.“
Polen geht noch viel zu lässig mit Smog um
Verärgert, dass in Polen bislang nichts Effektives gegen das Problem unternommen wurde, zeigt sich Rzeczpospolita:
„Die Versuche unserer Regierungen, den Smog in Polen zu begrenzen, wirken immer wie Maßnahmen, die nur zum Schein getroffen werden. ... In unserem Recht gelten Verschmutzungsnormen als zulässig, die in anderen EU-Ländern schon längst Alarm auslösen würden. ... Letztlich erklärt unser Recht Werte für unproblematisch, die schon lange als gesundheitsschädlich gelten. So sehen viele Leute im Smog gar kein Problem und unternehmen folglich auch nichts dagegen. Zwar leiten einige wenige Entscheidungsträger ab und an ein paar Gegenmaßnahmen ein. Doch kommt außer ein paar Erklärungen nichts Spürbares dabei heraus. ... Man müsste eigentlich insbesondere die Verbrennung von qualitativ schlechter Kohle verbieten.“
Bulgarien braucht nationale Maßnahmen
In Sofia hat die gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung in diesem Winter an mehreren Tagen die zulässigen Grenzwerte um das Neunfache überschritten. Doch als Einzelkämpferin kann Bürgermeisterin Jordanka Fandakowa wenig gegen den Smog tun, erklärt Capital:
„Die ersten Vorschläge klingen wie eine Sammlung bewährter Praktiken aus anderen Ländern: Kostenloser öffentlicher Nahverkehr an Tagen mit übermäßiger Luftverschmutzung, strengere Kfz-Hauptuntersuchungen und die Einführung eines Frühwarnsystems. Diese Maßnahmen gehen in die richtige Richtung, doch sie reichen nicht aus. Die Kommunen können die Probleme nicht allein lösen. Schon die Vorgaben für die Kfz-Untersuchungen bestimmt nicht Fandakowa, sondern das Transportministerium und die Verkehrspolizei. Auch beim Kampf gegen das Heizen mit Brennholz und Kohle, was die Luft am meisten verschmutzt, ist die Bürgermeisterin auf die Hilfe der staatlichen Institutionen angewiesen.“