Trump trifft Erdoğan
Trump hat Erdoğan als einziger westlicher Staatschef zum Sieg im Referendum gratuliert und bisher zum harten Vorgehen gegen die Opposition geschwiegen. Vor ihrem Treffen am Dienstag bleiben dennoch Differenzen zwischen den beiden Präsidenten: Die Aufrüstung syrischer Kurden und der Streit um die Auslieferung des Predigers Gülen belasten das Verhältnis seit Monaten. Wer muss sich wem annähern?
Zeit zur Versöhnung
Ankara hat sich mit seiner Syrien-Politik in die Sackgasse manövriert und diese Fehler sollte Erdoğan nun wieder ausbügeln, wünscht sich Kolumnistin Nuray Mert in Hürriyet Daily News:
„Ich glaube, das Hauptproblem rührt von der langjährigen Weigerung der türkischen Machthaber her, sich die Fakten der Nahost-Situation einzugestehen. Tatsache ist, dass die westlichen Verbündeten es nicht gerne sehen, dass die Türkei darauf beharrt, eine wesentliche militärische und politische Rolle in Syrien und im Irak zu spielen. Außerdem verkompliziert der Wunsch der Türkei, diese Rolle auf Kosten der Kurden zu übernehmen, das Problem. ... Mag sein, dass [Premier] gesagt hat 'Wir sind nicht in der Position, den USA den Krieg zu erklären'. Doch das bedeutet auch, dass wir am Rande eines Flächenbrands stünden, wenn es möglich wäre, die Weltmacht herauszufordern. Unsere einzige Hoffnung ist, dass Erdoğan sich bis dahin mit Trump versöhnt.“
Obamas Erbe abschütteln
Für Fahrettin Altun von der regierungstreuen Sabah sollte hingegen US-Präsident Trump dringend seine Syrien-Politik überdenken:
„Es besteht kein Zweifel, dass dieses Treffen eine wichtige Gelegenheit ist, die türkisch-amerikanischen Beziehungen zu normalisieren. ... Der Vorstoß der USA, die [syrisch-kurdische] YPG aufzurüsten und die Türkei ruhig zu halten, ist eine noch von der Obama-Regierung entwickelte Politik! Es wird sich als eine ernste politische Schwäche Trumps herausstellen, dass er keine eigene Syrien- und Türkei-Politik ausarbeitet und - insbesondere auch, um innenpolitische Angriffe zu beseitigen - seinen politischen Verstand den Bürokraten Obamas ausliefert. Auch Trumps wichtige außenpolitische Linie, die traditionellen Verbündeten wiederzugewinnen, wird sofort großen Schaden nehmen. Und das wird ein Verlust für die Regierung Trump und die USA sein. Ich hoffe, dass Trump nicht diesen falschen Weg geht.“