Wie gut sind die türkisch-amerikanischen Beziehungen?
Beim Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Washington hatte ihm Donald Trump Rückhalt im Kampf gegen den Terror zugesichert. Gleichzeitig ging der US-Präsident nicht auf das Thema Bewaffnung syrisch-kurdischer Kämpfer ein. In der türkischen Presse wird Trumps Versprechen ganz unterschiedlich interpretiert.
Ein vielversprechender Start
Der frühere Fernsehmoderator und Kolumnist Melih Altınok zeigt sich in der regierungsnahen Daily Sabah zufrieden mit dem Treffen:
„Trumps Botschaften waren eine extrem positive Reaktion auf Erdoğans Nachdruck. Ich definiere sie deshalb als extrem positiv, weil Trump so moderat und aufrichtig ist wie möglich. Er ist es trotz des inländischen Drucks, die schädliche Politik aus der Zeit Barack Obamas weiter zu führen. Trumps Botschaft ist, dass er die Bedenken der Türkei versteht und das Land in seinem Kampf gegen Terrorgruppen wie die PKK und den IS unterstützt. Und dass er sicherstellen will, dass terroristische Gruppen keine sicheren Rückzugsgebiete haben. Er bestätigte zudem, dass die tief verwurzelte Kooperation und Allianz zwischen beiden Ländern für die USA unverzichtbar ist. ... Ich denke, wir können bereits sagen, dass der türkische und der amerikanische Präsident, deren Völker dieselben Feinde haben, einen guten Start hingelegt haben.“
Machen wir uns keine Illusionen!
Es war ein ergebnisloses Treffen, das auch in Zukunft nicht zu einer Einlösung der türkischen Forderungen seitens der USA führen wird, meint dagegen die kemalistische Sözcü:
„Etwa jeden dritten Tag wird im Weißen Haus der Präsident oder Premier eines fremden Landes empfangen. Und allen wird dieselbe Botschaft übermittelt: 'Wir glauben, dass die freundschaftlichen Beziehungen unserer Länder andauern werden...'. Auch Herr Recep [Erdoğan] bekam diese Worte zu hören. Unsere Regierungsleute hatten zwei sehr wichtige Forderungen an die USA: An unserer Grenze soll kein kurdischer Staat entstehen, die US-Regierung soll die [syrisch-kurdische] PYD nicht mit Waffen unterstützen. Und Fethullah Gülen soll an die Türkei ausgeliefert werden. Es ist jetzt fast sicher, dass beide Forderungen nicht erfüllt werden. An unserer Grenze wird ein Kurdenstaat errichtet. Und, was aus Sicht unserer Regierung vielleicht noch wichtiger ist, Gülen wird niemals ausgeliefert.“