Donezker Rebellen wollen "Kleinrussland"
Der Donezker Rebellenführer Alexander Sachartschenko hat am Dienstag "Kleinrussland" als Staat ausgerufen und damit für großes Unverständnis gesorgt. Die verbündeten Rebellen in Luhansk gingen auf Distanz, Moskau zeigte sich überrascht. Wie wird Sachartschenkos Vorstoß von der Presse interpretiert?
Politische Phantastereien
Die Ausrufung "Kleinrusslands" ist für Pravda nicht mehr als heiße Luft:
„Es geht um einen verzweifelten Versuch prorussischer Separatisten, sich ein politisches Programm zu geben. Selbst der Kreml scheint davon überrascht worden zu sein. Die Separatisten wollen nicht bloß durch Schusswechsel mit der ukrainischen Armee Aufsehen erregen, sondern auch mit politischen Phantastereien. ... Solange der Südosten der Ukraine in Flammen steht, bleibt die Ukraine ein Kampffeld. ... Damit hat das Land keine Chance, der EU beizutreten. Und solange es keine garantierte Grenze mit Russland gibt, hat die Ukraine keine Chance, sich der Nato zu nähern. Putins Ziel ist kein 'Kleinrussland'. Er will den Konflikt am Kochen halten, sodass die Ukraine ein instabiles Land bleibt.“
Ganz im Sinne Moskaus
Der Kreml könnte die Ausrufung von "Kleinrussland" nutzen, um Kiew und den Westen weiter zu erpressen, analysiert die Welt:
„Moskau will die Ukraine nämlich zwingen, einem 'Autonomiestatus' für Donezk und Luhansk zuzustimmen, ohne dass zuvor das russische Militär abzieht, die 'separatistischen' Banden entwaffnet werden und die ukrainische Regierung die Kontrolle über ihre Grenze zu Russland zurückerhält. ... Moskau hält zwar offiziell an den Bestimmungen von Minsk fest, macht aber keine Anstalten, seinen daraus folgenden Verpflichtungen nachzukommen. Mittlerweile bauen seine Statthalter im Donbass ihre pseudostaatlichen Parallelstrukturen weiter aus. ... Die Drohung, dieses [Gebilde] offiziell anzuerkennen, wenn der Westen seinen Ansprüchen nicht nachgibt, behält der Kreml in der Hinterhand.“
Regionale Spannungen nehmen zu
Der Journalist Cristian Unteanu ist auf seinem Blog bei Adevărul nicht nur wegen der Entwicklungen in der Ostukraine beunruhigt:
„Wenn, so wie es jetzt scheint, die Republik Moldau zur Freude ihres Präsidenten Dodon einen ähnlichen Annäherungskurs Richtung Kreml fährt, haben wir allen Grund zur Sorge. Auch in Rumänien werden Autonomieforderungen immer stärker - auch wenn sie auf einem anderen geopolitischen Verständnis basieren – sei es mit Blick auf das [mehrheitlich ungarischsprachige] Szeklerland oder auf ganz Siebenbürgen.“