Wachsender Protest gegen Polens Justizreform
In Polen haben am Wochenende wieder tausende Menschen gegen die Justizreform protestiert. Sie hoffen, dass Staatspräsident Duda den neuen Gesetzen seine Unterschrift verweigert - wie er am Montagmorgen auch ankündigte. Polnische Medien finden es bemerkenswert, wie viele junge Menschen auf die Straße gingen. Sie bewerten die Protestbewegung jedoch ganz unterschiedlich.
Demonstrieren ist plötzlich cool
Unter den jungen Polen ist es jetzt angesagt, gegen die PiS zu demonstrieren, beobachtet Rzeczpospolita:
„'Coole Fotos' [in den sozialen Netzwerken] kurbeln unter den jungen Leuten einen echten Protest-Trend an. Noch vor Kurzem galten die Märsche der 'Opas von der [Protestorganisation] KOD' als peinlich. Anders ist es heute mit den Protesten gegen die 'Hinterwäldler von der PiS', denn diese Proteste tragen nicht das Etikett einer Partei oder gesellschaftlichen Bewegung. ... Nun kann man sich leicht über dieses Phänomen lustig machen und behaupten, dies seien bloß die Jungen, Reichen und Schönen aus der 'Warszawka' [Warschauer Oberschicht]. Aber diese Trends verbreiten sich oft außergewöhnlich schnell, vor allem im Netz. Die PiS spielt das Problem herunter, als hätte sie nicht verstanden, wie viel Boden sie im Internet schon verloren hat.“
Unwissende Massen werden gesteuert
Wpolityce.pl dagegen sieht in den Protesten noch lange keinen Ausdruck des Willens des Volkes:
„Die kollektive Hysterie ist genau so verlaufen, wie es die Ingenieure gesellschaftlicher Veränderungen geplant hatten. Die Mehrheit der Protestierenden, die sich durch das Astroturfing [die Vortäuschung einer gesellschaftlichen Bewegung, die in Wahrheit gesteuert ist] hat irreführen lassen, hat keine Ahnung von der Justizreform und kennt die Gesetzte kaum, die sie in Frage stellt. ... Viele unterschiedliche und sehr einflussreiche Gruppen haben ein Interesse daran, die PiS von der Macht zu stürzen. ... Das unreflektierte Wiederholen der Losungen, die von linksliberalen Medien verbreitet werden, kann zu einer Tragödie führen.“