Schwedens Opposition rüttelt am Alkoholmonopol
In Schweden wollen die Parteien der bürgerlichen Opposition Weinbauern und kleinen Brauereien erlauben, auf ihrem Hof und in ihrer Brauerei eigene alkoholische Getränke zu verkaufen. Damit würde die von der EU genehmigte schwedische Sonderregelung ausgehebelt, wonach das Staatsunternehmen Systembolaget das Monopol auf Alkoholverkauf innehat. Schwedens Medien diskutieren das Thema so hitzig wie kontrovers.
Das Monopol muss fallen
Svenska Dagbladet lobt den Vorstoß und kritisiert die Institution des Systembolaget scharf:
„Immer mehr Politiker sehen ein, dass das Monopol nicht nur der Lebensqualität, sondern auch der Entwicklung der Landwirtschaft und dem Unternehmertum abträglich ist. Dass die Politiker nun aufwachen, stört den Systembolaget, der teure Werbe- und Lobbykampagnen gestartet hat, um die Volksvertreter dazu zu bewegen, von ihren Plänen abzurücken. … Damit fällt auch das letzte Argument für die Existenz des Monopols, nämlich, dass es Ausdruck des Volkswillens wäre. Der Systembolaget sieht es offenbar als seine Aufgabe, das Geld der Bürger zur Manipulation des politischen Prozesses zu missbrauchen.“
Das Gesetz nicht aufweichen
Bei Aftonbladet hingegen läuten angesichts der Pläne die Alarmglocken:
„Das gemütliche kleine Weingut würde bald aussehen wie der Bordershop in Puttgarden [von der Reederei Scandlines betriebenes Einkaufszentrum]. Nicht zuletzt wären die Konsequenzen für den Alkoholkonsum und die Volksgesundheit erheblich. Mehr Kinder werden in Alkoholikerfamilien aufwachsen, mehr Menschen werden sich zu Tode saufen, mehr werden misshandelt. All das wissen die Rechten. ... Statt eine ehrliche Debatte zu führen, spricht man daher von Hof-Verkauf. Da wird sich die schwedische Alkoholpolitik letztlich selbst abschaffen - mithilfe einer ausgehöhlten Gesetzgebung, den EU-Regeln und dem freien Markt. Prost!“