Protest an Polens "schwarzem Dienstag"
In Polen haben am Dienstag Tausende Frauen im ganzen Land ihren "schwarzen Protest" gegen die Regierung fortgeführt. Wie vor einem Jahr forderten sie ganz in schwarz gekleidet, dass Polen seine im EU-Vergleich strengen Abtreibungsgesetze lockert. Ärzte können Abtreibungen aus Gewissensgründen ablehnen, Apotheker die "Pille danach" verweigern. Ein geplanter Gesetzentwurf sieht noch strengere Regeln vor. Die Presse im Land ist bei der Frage gespalten.
Viele gute Gründe für den Protest
Die Proteste vor einem Jahr haben zwar das Schlimmste verhindert, jedoch noch längst zu keiner guten Lage für die polnischen Frauen geführt, kommentiert das linksliberale Nachrichtenmagazin Polityka:
„Die PiS war damals über das Ausmaß der Demonstration so erschrocken, dass sie ihre weitere Arbeit an einer Verschärfung der ohnehin drakonischen Abtreibungsgesetze abbrach. Darüber hinaus hatten die Proteste aber keinen Erfolg. ... Abgesehen von Ungarn kann man in den EU-Ländern die 'Pille danach' EllaOne rezeptfrei bekommen. In Polen war das auch mal so, allerdings nur kurz, weil Gesundheitsminister Radziwiłł der Meinung war, dass die Polinnen offensichtlich dümmer sind und dieses Mittel ohne die Kontrolle eines Arztes missbrauchen würden.“
Als nächstes wird dann Sterbehilfe gefordert
Marzena Nykiel, Chefredakteurin des regierungsnahen Nachrichtenportals wPolityce, kritisiert den Kampf der polnischen Frauen gegen ein Abtreibungsverbot:
„Angesichts der kranken Entschlossenheit im Kampf um das Töten ungeborener Kinder muss man froh sein, dass es sich hier nur um eine Minderheit handelt. Dabei stellt sich eine traurige Frage: Wissen die vielen älteren Damen, die hier marschieren, dass die Linken als nächstes das Recht auf Sterbehilfe fordern werden? Wenn man die eigenen Kinder töten kann, die ungewollten und behinderten, warum sollte man dann nicht auch erlauben, kränkliche, behinderte Alte zu töten?“