Sollen KGB-Archive in Lettland geöffnet werden?
27 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion sind in Lettland die Archive des sowjetischen Geheimdienstes KGB, im Volksmund "Tscheka-Säcke" genannt, immer noch nicht frei zugänglich. Doch jetzt fordert die Kommission, die diese historisch auswertet, dies zu ändern. An der Frage nach der Öffnung der Archive scheiden sich in Lettland die Geister.
Akten sind für junge Generation kein Thema
Für Diena ist das ganze Thema nicht mehr aktuell:
„Es heißt, dass die Öffnung der KGB-Archive Gräben in der Gesellschaft aufreißen könnte. Doch die große Mehrheit der Personen, die mit den KGB-Akten etwas zu tun hatte, ist in den 1960er Jahren oder früher geboren. Sie sind heute keine Entscheidungsträger mehr. Heute ist im staatlichen und privaten Sektor eine Generation vertreten, die die Sowjetzeit nur mit Kinderaugen gesehen hat. Und jetzt kommt schon die Generation, die nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit geboren ist und über die Sowjetzeit nur in den Geschichtsbüchern liest. Die Zeit ist nicht im 20. Jahrhundert stehen geblieben. Die Gesellschaft in Lettland hat jetzt andere Prioritäten.“
Lettland leidet unter verschlossenen Archiven
Die KGB-Archive hängen wie ein Damoklesschwert über dem Land, meint Neatkariga:
„Mehr als ein Vierteljahrhundert sind wir inzwischen Sklaven der KGB-Archive. ... Zurzeit ist nicht mehr von 'Offenheit' sondern vor allem von 'Manipulation' die Rede. Und bei der kleinsten politischen Spannung - zum Beispiel bei einer Parlamentswahl - werden die KGB-Archive zum Hauptthema in den Medien. ... In den Tscheka-Säcken steckt wohl mehr als man denkt. Sie sind eine Krankheit des Systems. Das zeigt auch, dass die Geheimdienste und ihre Technologien immer noch ein Produkt des Regimes und nicht der Demokratie sind. ... Die KGB-Archive sind für viele eine kulturhistorische Reliquie.“