Wie muss Kairo auf den Terror reagieren?
Ägyptens Armee hat als Reaktion auf einen Terroranschlag mit mehr als 300 Toten Angriffe auf Ziele im Sinai geflogen, hinter denen sie Stützpunkte islamistischer Extremisten vermutet. In der Stadt Bir al Abed auf der Halbinsel hatten Attentäter während des Freitagsgebets eine Bombe in einer Moschee gezündet und auf die Flüchtenden geschossen. Kommentatoren sind uneins, ob die Reaktion der ägyptischen Regierung richtig ist.
Hartes Durchgreifen ist angebracht
Ägypten muss konsequent gegen die Islamisten vorgehen, mahnt Pohjalainen:
„Die zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer gelegene Sinai-Halbinsel lockt militante Islamisten, die Ägyptens innere Stabilität erschüttern wollen. Sie haben dort nach den 2011 in Ägypten begonnenen revolutionären Unruhen Fuß gefasst. … Das Ziel des IS ist es, die Konflikte in Ägypten weiter anzuheizen, damit dort dasselbe Chaos entsteht wie im Irak. Die Organisation würde im Sinai gerne ein Kalifat errichten. Das ist zwar utopisch, aber Terroristen analysieren eben nicht realistisch. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat ein hartes Durchgreifen versprochen und die Einheit in dem tief gespaltenen Land betont. Das ist unverzichtbar, um die islamischen Extremisten zu bezwingen.“
Gegengewalt ist noch keine Lösung
Eine rein militärische Reaktion der ägyptischen Regierung auf den Sinai-Anschlag könnte den Extremisten mehr nützen als schaden, warnt The Guardian:
„Die Erfahrung anderer Länder zeigt, dass es selten eine einfache Erklärung für Radikalisierung gibt. Sie macht zudem deutlich, dass Regierungen oft versucht sind, überstürzt Notmaßnahmen einzuleiten, um Terrorangriffe abzuwehren. Diese Maßnahmen reichen von der Verschärfung bestimmter Auflagen bis hin zur brutalen Anwendung von Gewalt. Dabei stehen sie nicht nur im Widerspruch zu den Werten, die diese Regierungen vertreten oder die sie zumindest vorgeben hochzuhalten. Sie können sich auch als kontraproduktiv erweisen, weil sie Missstände verschlimmern und militante Gruppen stärken.“
Ermordete Muslime berühren Europa kaum
Obwohl es seit Langem keinen so schweren Anschlag gegeben hatte, stieß er in der europäischen Öffentlichkeit und in den Medien nur auf wenig Interesse, registriert Lidové noviny:
„Auf den Webseiten Europas war das Attentat nur eine kleine Nachricht. Nicht größer als die, dass die Londoner Polizei eine U-Bahnstation evakuiert hat, die Aktion aber nach einer Stunde beendete, weil sie keine Verdächtigen habe finden können. Ganz so, als verdienten 305 Opfer keine besondere Aufmerksamkeit. Auch der Eiffelturm wurde nicht in den Farben Ägyptens angestrahlt. ... Die Toten vom Sinai erweckten nicht einmal Interesse bei den westlichen Gutmenschen. Logisch, aus einem islamistischen Anschlag auf Muslime kann man auch keinen Fall von Islamophobie machen.“