Polen stellt Sexualstraftäter an den Pranger
In Polen sind seit Jahresbeginn die Daten über verurteilte Sexualstraftäter für alle zugänglich. Eine Online-Datenbank enthält Namen, Geburtsorte, Aufenthaltsorte und Fotos von rund 800 Personen. Kommentatoren diskutieren: Darf solch ein Register öffentlich sein?
Populismus statt Grundrechte
Die Sexualstraftäter-Datenbank dient nicht dem Schutz vor sexualisierter Gewalt, findet die taz:
„Einen hundertprozentigen Schutz vor Straftaten gibt es auch dann nicht, wenn man verurteilte Täter an den Onlinepranger stellt. Wohl aber haben auch diese Menschen ein Recht auf Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte und Schutz ihrer Privatsphäre. Diese Grundrechte wirft Polen aber gerade über Bord. Denn wie sicher sind solche sensiblen Daten, sobald sie einmal online sind? Außerdem hat die Datenbank noch einen zweiten, öffentlichen Bereich, in dem 800 Täter mit Name, Adresse und Foto kenntlich gemacht werden. Auf sie ist die Jagd jetzt eröffnet. Das ist nicht human. ... Gewalt stirbt nicht aus, indem man ein paar Täter vernichtet. Prävention und Aufklärung sind wichtiger. Aber der polnischen PiS-Regierung scheint es allein um den populistischen Effekt zu gehen.“
Kein Mitleid mit den Tätern!
Die öffentlich zugängliche Datenbank ist ein geeignetes Präventionsinstrument, findet hingegen Do Rzeczy:
„Als das Justizministerium ankündigte, dass es eine Datenbank von Pädophilen öffentlich zugänglich macht, gab es viele Stimmen der Empörung, die sagten, dass diese Maßnahme eine doppelte Strafe sei und diese Menschen in den Selbstmord treiben könne. Das verwundert nicht, denn seit vielen Jahren nehmen wir in dieser Debatte die Perspektive der Täter, nicht die der Opfer ein. ... Doch schon sehr kurz nachdem die Datenbank online gestellt wurde, haben Eltern in einem polnischen Kulturzentrum einen Pädophilen entdeckt, der dort arbeitete. Das ist der beste Beweis dafür, dass es solche Instrumente geben sollte, und dass sie effektiv sind.“