Sklavenarbeit an Europas südlicher Grenze?
Jeden Tag lassen sich Schätzungen zufolge bis zu 9.000 Menschen, vor allem arme Marokkanerinnen, in der spanischen Exklave Ceuta mit Waren bepacken und schleppen diese über die Grenze nach Marokko. Kontrollen gibt es nicht, weil Marokko die Stadt nicht als spanisches Gebiet anerkennt. Spanische Kommentatoren machen ihrer Wut Luft über diesen für die Trägerinnen extrem harten und in einer rechtlichen Grauzone stattfindenden Grenzverkehr.
Alle schauen weg
El País bezeichnet den Warenverkehr als Schmuggel, der nur deshalb so prächtig funktioniert, weil Marokko keine Grenzkontrollen durchführt:
„Die Schmugglermafia nutzt ein Rechtsvakuum: Hunderte Marokkaner stehen im Industriegebiet von El Tarajal [in Ceuta] Schlange, damit ihnen die Männer Ware aufladen, die gerade in Ceuta angekommen ist. ... Sie bezahlen weder Zoll noch Mehrwertsteuer. ... Alles nur Handgepäck. ... Wozu noch die Rückenverletzungen dieser schnell alternden Träger erwähnen? Es ist eine neue Form von Sklaverei. ... Und niemand hebt auch nur eine Augenbraue.“
Spanien und Marokko müssen verhandeln
Spanien muss endlich auf eine Lösung drängen, mahnt El Mundo:
„Das Einzige, was den Transitverkehr hier regelt, ist Willkür. ... Für viele verzweifelte Warenträger ist nur eines sicher: Ob sie über die Grenze kommen, hängt fast immer vom Bestechungsgeld ab. Menschenrechtsorganisationen haben diese Schande tausendfach angeprangert. Spanien darf sich dieses tägliche Chaos, das an Drittweltländer erinnert, nicht länger leisten. Es muss endlich mit Rabat eine Lösung aushandeln. Besonders, weil der wachsende Migrationsdruck aus Marokko auf Ceuta und Melilla immer dramatischere Formen annimmt.“