Welchen Sinn hat der Wahlkampf in Russland?
In einer TV-Debatte der Oppositionskandidaten im russischen Präsidentschaftswahlkampf ging es am Mittwochabend hoch her: Der Nationalist Schirinowski beleidigte die liberale Sobtschak, die diesem daraufhin ein Glas Wasser überkippte. Amtsinhaber Putin verzichtete erneut auf die Teilnahme. Die hat er auch gar nicht nötig, finden Kommentatoren.
Kandidaten sind nur Witzfiguren
Der Sinn dieser TV-Scharmützel liegt darin, dass sich die Putin-Herausforderer gegenseitig kompromittieren, fürchtet Radio Kommersant FM:
„Sie schimpfen, fluchen und schütten sich Wasser über den Kopf. Offensichtlich ist die besondere Rolle von Wladimir Schirinowski: Er provoziert, bringt andere aus der Fassung und ist kaum zu bändigen. Vielleicht nutzt das jemandem, aber vor allem ruinieren sich damit alle selbst: Wer hielt [den kommunistischen Kandidaten] Grudinin davon ab, sich vorzubereiten? ... Der Hauptkandidat arbeitet derweil. Er hat für solche Shows keine Zeit, er ist schließlich für das Land verantwortlich. Er wird mit einem hohen Resultat gewinnen.“
Sobtschak macht gute Ideen unpopulär
Dass liberale Inhalte von Sobtschak vorgetragen werden, führt dazu, dass diese bei den Wählern immer unbeliebter werden, findet Politologe Alexej Schaburow in einem von newsru.com wiedergegebenen Facebook-Post:
„[Sobtschak] löst bei den Wählern persönliche Abneigungen aus. ... Logisch, dass das Publikum seine Ablehnung auch auf die Ideen überträgt, die Sobtschak äußert. Und sie spricht, wie wir wissen, über die Austauschbarkeit der Staatsführung, die Meinungsfreiheit, Menschenrechte und Demokratie. Nun ja, ich glaube nicht, dass sich das breite Publikum für solche Ideen erwärmt, wenn es sie von Sobtschak zu hören bekommt. Dem Rating nach zu urteilen, verstärkt sich eher die Ablehnung. Unklar nur, ob das von Anfang an so erdacht war oder sich zufällig ergeben hat.“