Soll man Putin zum Wahlsieg gratulieren?
Obwohl es zur diplomatischen Gepflogenheit gehört, Staatschefs zum Wahlsieg zu gratulieren, haben die baltischen Staaten im Falle Putins unterschiedlich reagiert: Während die Präsidenten Estlands und Lettlands ihre Glückwünsche sandten, entschied sich die Litauerin Grybauskaitė dagegen, mit Verweis auf den Giftgasanschlag in Salisbury. Auch lettische Medien halten von Glückwünschen nicht viel.
Salisbury, Donbass und Krim nicht vergessen
Das Onlineportal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens LSM kritisiert Lettlands Präsidenten für seine Glückwünsche an Putin:
„Haben das lettische Staatsoberhaupt und sein Apparat die Wahl in Russland tatsächlich als legitim anerkannt, den Giftanschlag in Salisbury mit Absicht ignoriert und die Okkupation der Krim und die Invasion im Donbass, wo mehr als zehntausend Menschen umgebracht wurden, vergessen? ... In unserer Nachbarschaft gibt es eine autoritäre und aggressive Großmacht. Entsprechend sollten unsere Politiker besser aufpassen, was sie in ihren Reden sagen. Die Heuchelei, an der Ostgrenze sei alles in Ordnung, kann zu nichts Gutem führen. ... Wollte unser Staatspräsident der fünften Kolonne gefällig sein, die am Sonntag ihre Stimmen für den unauswechselbaren Präsidenten Russlands abgegeben hat? Die Glückwünsche waren jedenfalls ein falsches Signal.“
Oder in China fällt ein Sack Reis um
Gratulieren oder nicht? Für die russische Wirtschaftspolitik spielt das keine Rolle, weshalb ruhig eine härtere Gangart gefahren werden könnte, meint Neatkarīgā:
„Hat Lettlands geschäftsorientierte Haltung gegenüber Russland irgendwelche spürbaren Ergebnisse gebracht? Einzelne Unternehmer werden sicherlich bestimmte Projekte nennen können, die einen wichtigen Beitrag für die nationale Wirtschaft leisten. Aber würden diese Projekte vielleicht gestoppt, wenn wir eine härtere Position gegen Russland fahren würden? ... Russland setzt konsequent seine Politik um, unabhängig von unserer Haltung.“