Smolensk-Absturz: Tusk als Zeuge vor Gericht
Polens ehemaliger Premier Donald Tusk hat vor einem Warschauer Gericht als Zeuge zum Flugzeugabsturz von Smolensk ausgesagt. Der jetzige EU-Ratspräsident wies die Vorwürfe gegen sich und seine damaligen Mitarbeiter zurück, sie seien zusammen mit Wladimir Putin in einen Anschlag auf die Präsidentenmaschine verwickelt gewesen. In Polens Medien macht die Episode vor Gericht Furore.
Dreiste Leugnung der Schuld
Die PiS-nahe Gazeta Polska Codziennie ist schon lange davon überzeugt, dass die Ursache des Absturzes der Präsidentenmaschine bei Smolensk ein Anschlag war. Sie meint, dass Donald Tusk die Verantwortung für das Unglück übernehmen muss:
„Ganz Polen hat die Frechheit Tusks gesehen, als er die Anwälte der Opfer belehrt hat, was man den 'König von Europa' fragen darf. Die Show, die Tusk gestern abgezogen hat, wäre vielleicht sogar lustig, wenn es nicht um eine Angelegenheit von fundamentaler Bedeutung ginge: … Den Tod von 96 Menschen, unter ihnen der Präsident der Republik Polen. Und wenn der ehemalige polnische Premier [Tusk] in der Frage nach der Verantwortung für diesen Tod nicht schweigen würde. ... Hoffen wir, dass er zur Verantwortung gezogen wird.“
Anstand und Wahrheit triumphieren
Donald Tusk hat es vor Gericht mühelos vermieden, sich für die Propaganda der PiS einspannen zu lassen, zollt Polityka Respekt:
„Schon wenige Wochen nach der Katastrophe wurde immer stärker die falsche Theorie einer Verschwörung von Tusk und Putin propagiert, die bis heute in der Rechten und sogar bei einem Teil der Familien der Opfer herumgeistert. Der Plan Tusks für die Aussage am Montag war einfach: Ehrlich zu sagen, was er über den politischen Kontext des unglücklichen Staatsbesuchs weiß und niemandem die Verantwortung dafür zu geben. ... Der Plan Tusks ist gemäß einer bekannten Regel aufgegangen: Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, sag die Wahrheit. Wenn du nicht weißt, wie du dich verhalten sollst, verhalte dich anständig.“