2,1 Kinder pro Frau: Orbán will mehr Geburten
Die neue Regierung in Ungarn will die Geburtenrate erhöhen: von heute 1,5 Kindern pro Frau auf 2,1 Kinder im Jahr 2030. Dieses Niveau ist laut Premier Orbán erforderlich, damit die Bevölkerung ohne Einwanderung nicht weiter schrumpft. Erreicht werden soll dies mit finanziellen Unterstützungsmaßnahmen und dem Bau von Kinderkrippen. Was hält Ungarns Presse von den Plänen?
Als ob Tinder-Nutzer keine Eltern werden könnten
Dass die junge Generation zu selbstsüchtig und verantwortungslos ist, um Kinder zu bekommen, bestreitet hvg und antwortet damit direkt auf den zuvor in Origo veröffentlichten Kommentar von Pädagogin Zsófia Horváth:
„Als ob aus Tinder-Nutzern keine Eltern werden könnten! Als ob man mit Kind keinen Avocado-Toast mehr essen kann! Und natürlich - entweder Kind oder Party, denn Eltern dürfen sich nicht amüsieren! Das sind zu enge Rahmen, als dass alle Eltern und gebährfähigen Staatsbürger da hinein passen würden. Für das Kinderkriegen braucht man Mut und Verantwortungsbewusstsein schreibt die Autorin, aber das bedeutet nicht, dass Menschen, die sich gegen Kinder entscheiden, verantwortungslos und feige sind. Indem man auf andere mit dem Finger zeigt und versucht, sie zu beschmutzen, wird man die Geburtenrate sicher nicht erhöhen.“
Sei ein Mann und mach Deine Frau zur Mutter!
An die Männer richtet sich der katholische Blog Reposzt und fordert von ihnen mehr Mut zur Familiengründung. Er zitiert dazu den Franziskanermönch Csaba Böjte:
„'Die Geburt Deines Kindes macht Dich zum Mann. Ohne Kind bist Du nur ein halbfertiger Torso, eine unvollendete Skizze! Willst Du das? Willst Du Dein Leben als alter, selbstsüchtiger Junggeselle leben? Oder willst Du im besten Fall der Großvater Deines Kindes sein? Worauf wartest Du? Ich ermutige Dich, fege die Angst aus Deinem Leben, wage es, Dich für das Leben zu entscheiden. Traue Dich, vor Deine Liebste zu treten und um ihre Hand zu bitten. Sei ein Mann, mach Deine Frau zur Mutter und Dich zum glücklichen Familienvater, zu einem Baum voll mit kostbaren Früchten.'“
Familie gründen ist wahre Rebellion
Es wäre gut, wenn die Generation Tinder endlich Verantwortung übernimmt, schreibt Pädagogin Zsófia Horváth im regierungsnahen Internetportal Origo:
„Sie rebelliert gegen die traditionellen Werte - dabei ist diese Haltung schon so alltäglich geworden, dass längst Kinderkriegen die wahre Rebellion bedeutet. Wenn man sich als junger Mensch von der Tinder-Generation abheben, Opfer erbringen, sich für ein Kind entscheiden will, dann braucht man Verantwortungsbewusstsein und Mut. Zu proklamieren, 'hier gebäre ich nicht', heißt dagegen nur, dass man sich nicht von seinem Avocado-Toast trennen will, nicht auf ein neues Iphone pro Jahr und auf Partys jeden zweiten Tag verzichten mag.“
Kinder werden Bevölkerungsschwund nicht aufhalten
Hetek glaubt nicht, dass die geplanten Programme ausreichen, um den demographischen Wandel aufzuhalten:
„Erstens, weil die Gruppe der Gebärfähigen (15 - 45 Jahre) kleiner und im Durchschnitt älter wird. Darum werden immer weniger Frauen Kinder bekommen. Auch wenn der Durchschnitt von 2,1 Kindern pro Frau erreicht würde, würde der Bevölkerungsrückgang dadurch nur verlangsamt. Zweitens spielen für die Entwicklung der Bevölkerungszahlen auch andere Faktoren eine Rolle, besonders die Sterblichkeit und Wanderbewegungen. Ohne eine durchdachte Politik für den Gesundheitssektor und gegen die Abwanderung, sowie ein Konzept für die Einwanderung lässt sich der Bevölkerungsschwund nicht verzögern, geschweige denn stoppen.“