Wer ermordete Putin-Kritiker Babtschenko?
Der Kreml-kritische russische Journalist Arkadij Babtschenko ist am Dienstag in Kiew erschossen worden. Einst Soldat im Tschetschenien-Krieg arbeitete er später als Kriegsreporter und stellte sich als solcher gegen die russische Intervention in der Ukraine. Kommentatoren beschäftigen sich mit den Hintergründen des Mordes.
Es könnte jeden russischen Staatsbürger treffen
Der regierungsnahe Politologe Taras Beresowez hält Babtschenko in Obozrevatel für ein willkürlich gewähltes Opfer:
„Die Geheimdienste der Ukraine hatten zuverlässige Informationen über einen bevorstehenden Terroranschlag in der Hauptstadt. ... Doch weil der Inlandsgeheimdienst SBU und die Polizei darauf vorbereitet waren, haben die russischen Geheimdienste das, was sie geplant haben, nicht umsetzen können. ... Sehr wahrscheinlich haben sie dann eher zufällig Babtschenko als Opfer aus den Reihen der russischen Migranten ausgewählt. Man hatte eine öffentlich bekannte Persönlichkeit aus dem Umfeld der Anti-Putin-Opposition ausgesucht. ... Und das wiederum bedeutet: Es hätte auch jeden anderen russischen Staatsbürger treffen können, der diesen Anforderungen entspricht. Denn ausgerechnet Babtschenko zu ermorden, dafür gab es keinen besonderen Grund.“
Immer die gleichen Ausflüchte aus dem Kreml
Die russischen Beteuerungen, das offizielle Moskau habe nichts mit dem Mord zu tun, überzeugen Investigativjournalist Oleg Kashin in Republic nicht:
„Für den Fall, dass der russische Staat irgendeines neuen Verbrechens beschuldigt wird, haben die offiziellen russischen Sprecher einen seit Langem zusammengestellten Kasten mit Argumenten. ... Jetzt, wo sie einer nach dem anderen diese Argumente wiederholen, wirkt es wie ein großzügiges Geschenk an jene, die schon vorher wussten, dass hinter jedem Mord Putin steckt. Ratschläge dieser Art sind sinnlos, aber dennoch: Wenn Russlands Repräsentanten auf das Vertrauen derjenigen hoffen, die ihnen zuhören, dann sollten sie vielleicht darüber nachdenken, diesen Erste-Hilfe-Kasten zu überarbeiten und eine neue Verteidigungslinie für solche Fälle ersinnen.“