Konservatives Wochenblatt in Ungarn eingestellt
Die konservative Wochenzeitung Heti Válasz hat ihre Printausgabe eingestellt, weil sie nach eigenen Angaben vor dem Konkurs steht. Das Blatt zählte zum Imperium des Oligarchen Lajos Simicska, der sich mit Premier Orbán, seinem langjährigen Weggefährten, überworfen hatte und seitdem unabhängige, konservative Medien finanziert. Haben regierungskritische Medien in Ungarn noch eine Zukunft?
Die 'unsichtbare Hand' entscheidet
In Ungarn riskiert eine Zeitung all ihre Werbeeinnahmen, wenn sie Premier Orbán verärgert, stellt die regierungskritische Tageszeitung Népszava klar:
„Dann schaltet dort nicht nur der größte Anzeigenkunde - der ungarische Staat - keine Anzeigen mehr. Auch die für politische Signale empfänglichen profitorientierten Privatfirmen ziehen sich zurück. ... Und wenn es für ein Medium mit vielversprechender Reichweite aber regierungskritischer Haltung einen potentiellen Käufer gibt, dann wird diesem klar signalisiert, was er riskiert, wenn er der Regierung in die Quere kommt. ... Die 'unsichtbare Hand' bedeutet bei uns etwas ganz anderes als in der echten Marktwirtschaft. Sie ist kein abstrakter Begriff, sondern eine existierende Person, die es immer weniger akzeptiert, wenn sie nicht darüber bestimmen kann, was in der Zeitung steht.“
Die letzte unabhängige, rechte Stimme schweigt
Das Ende von Heti Válasz ist der Abschied von einem würdigen Gegner der Linken, kommentiert das linksliberale Internetportal Kettős mérce:
„Die bürgerlichen Kreise, die eine rechtschaffene Demokratie in Ungarn wollten, konnten sich an jemanden wenden, um geistige Munition zu bekommen. Diese vielen Zehntausenden oder Hunderttausenden ungarischen Bürger hatten eine geistige Heimat. Und diese geistige Heimat war unglaublich wichtig. Nicht nur für die Konservativen, sondern auch für die Linken, Grünen und Liberalen. Damit es auf der anderen Seite nicht nur Propaganda, sondern auch Gedanken gibt. Gedanken, über die man diskutieren und mit denen man sich entwickeln kann. Mit dem Ende von Heti Válasz ist das nun endgültig vorbei.“