Kurz und Seehofer wollen "Achse der Willigen"
Österreichs Bundeskanzler Kurz hat mit Bundesinnenminister Seehofer eine stärkere Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik vereinbart. Gemeinsam mit Rom sollten Berlin und Wien eine "Achse der Willigen" bilden. Kommentatoren stören sich an der Bezeichnung dieser noch unklaren Kooperation.
Wortwahl ohne Sinn für die Geschichte
Das Tageblatt empört sich über die Wortwahl des österreichischen Bundeskanzlers:
„Vielleicht hat der Konservative Kurz vergessen, was eine solche Achse in Resteuropa für Gedanken hervorruft. Diese Achse gab es schon einmal, im Jahr 1936 war das. Sie müsste eigentlich allen in solch düsterer Erinnerung sein, dass man sich der Konnotation bewusst sein sollte, die mit ihrer Erwähnung einhergeht. Vielleicht - und das ist die wahrscheinlichere Variante - ist es Kurz auch einfach egal. Kurz, der junge Macher, will sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen. Diese scheint ihm zu lästig zu sein. Kurz, der auch keine Probleme mit der Nazi-Vergangenheit seines Koalitionspartners hat, will dynamisch in die Zukunft - ein Zurückschauen wird dabei augenscheinlich als Bremse empfunden.“
Einigen statt spalten
In Europas Migrationspolitik geschieht derzeit das Gegenteil dessen, was nötig wäre, kritisiert die Tageszeitung Salzburger Nachrichten:
„Alles schreit nach einer europäischen Lösung. Dafür ist die mühsame Suche nach einem Konsens vonnöten. Tatsächlich geschieht das Gegenteil. Deutschlands Innenminister Horst Seehofer will schon registrierte Asylbewerber bereits an der Grenze abweisen. Er verschiebt so das Problem an die Nachbarstaaten und in einem Dominoeffekt wieder auf Italien und Griechenland. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz will eine 'Achse der Willigen' mit Rom und Teil-Berlin gegen illegale Migration schmieden. Er reißt damit wohl neue Gräben in der EU auf. Einen solchen Terminus verwendete bekanntlich US-Präsident George W. Bush für seinen Irak-Krieg und dafür, Europa zu spalten. Die Wortwahl wird immer grauslicher.“