Hat die FPÖ den Bogen nach rechts überspannt?
Bei der ersten Landtagswahl nach dem Start der schwarz-blauen Regierung in Österreich hat die rechtspopulistische FPÖ in Niederösterreich Stimmen hinzugewonnen - trotz des Skandals um ihren Spitzenkandidaten Udo Landbauer, der NS-verherrlichende Lieder in seiner Burschenschaft gesungen haben soll. Während einige Journalisten darüber entsetzt sind, werten andere es als positives Signal, dass ein Triumphzug der FPÖ immerhin ausblieb.
15 Prozent finden NS-Nostalgie in Ordnung
Dass der Skandal um Landbauer kaum Wähler abgeschreckt hat, findet Der Standard alarmierend:
„Es muss zu denken geben, dass sich so viele Bürger nicht davon abhalten lassen, einem Spitzenkandidaten, der mehr oder weniger offen mit einer NS-Nostalgie kokettiert, und einer Partei, die es nicht schafft, sich glaubwürdig von Antisemitismus und nationalsozialistischem Gedankengut zu distanzieren, die Stimme zu geben. Die FPÖ konnte am Sonntag ihr Potenzial zwar nicht ausschöpfen, kam mit oder trotz Landbauer aber auf 15 Prozent und wird damit fix in der nächsten Landesregierung sitzen.“
Ganz rechts ist Österreichern zu rechts
Dass die FPÖ in Niederösterreich nicht so hoch gewonnen hat wie selbst erhofft, bewertet Die Presse hingegen als Weckruf für die Partei:
„Ja, natürlich kann man auch darüber philosophieren, warum immerhin 15 Prozent eine Partei wählen, deren Spitzenkandidat einer Burschenschaft angehört, die noch vor wenigen Jahren Liederbücher drucken ließ, in denen widerwärtige NS- und Holocaust-begeisterte Passagen zu finden sind. Aber [FPÖ-Chef] Heinz-Christian Strache weiß jetzt endgültig, was Jörg Haider verstanden hat: Wenn die FPÖ an der braunen Außenseite anstreift, kostet das Stimmen. Im konkreten Fall weitere Zugewinne. Herr Landbauer hat an diesem Sonntag einen kleinen FPÖ-Triumph, den die neue Regierungsmannschaft gern gefeiert hätte, verhindert.“