Kann linker Präsident Mexiko erneuern?
Die Mexikaner haben Andrés Manuel López Obrador mit gut 53 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Der Linke verspricht, den Drogenkrieg zu beenden und gegen Korruption und Armut zu kämpfen. Journalisten sehen Obrador durchaus in der Lage, Mexikos Probleme anzupacken - und es mit seinem mächtigen Nachbarn aufzunehmen.
Überfälliger Richtungswechsel
López Obrador steht vor einer historischen Aufgabe, konstatiert El Periódico de Catalunya:
„Der Linksruck ist eine wahre Revolution in einem Land, das dringend einen Wandel benötigt, das Schluss macht mit der Korruption, dem Drogenhandel, der Gewalt und der Armut, die täglich tausende Mexikaner über die Grenze zum nördlichen Nachbarn USA treiben, trotz aller Konsequenzen. Dass während des Wahlkampfes mehr als 130 Politiker ermordet wurden, zeigt den Abgrund, in den das Land gestürzt ist. ... López Obrador hat nun die schwierige Aufgabe, die Bürger nicht zu enttäuschen, die endlich einen Hoffnungsschimmer sehen.“
López Obrador könnte selbst Trump beeindrucken
Die Süddeutsche Zeitung erwartet, dass der neue mexikanische Präsident ein beinharter Gegenspieler für Donald Trump wird:
„López Obrador ist ein klassischer Linker, der auf Keynesianismus und Umverteilung setzt, der die Einkommen der unteren Bevölkerungsschichten stärken will, Privatisierung kritisch sieht und darauf dringt, dass Handelspolitik eine soziale Komponente hat. Das dürfte bei den anstehenden Neuverhandlungen über das Freihandelsabkommen Nafta mit den USA und Kanada zu Konflikten führen... López Obrador ist darüber hinaus ein Kämpfer, er besitzt ein großes Ego. Er hat die Fähigkeit, Massen zu begeistern, ein Populist, sagen seine Gegner. Leicht kleinzukriegen ist er nicht: Er hat zwei Wahlen verloren - und beim dritten Versuch triumphiert. Alles Dinge, die einem Donald Trump imponieren könnten.“
Was Schweden von Mexiko lernen kann
Nicht zuletzt López Obradors Ankündigung eines "weicheren" Stils bei der Bekämpfung der Kriminalität sei in Mexiko gut angekommen, betont Aftonbladet. Dies möge Schweden, obgleich im Gegensatz zu Mexiko eines der sichersten Länder der Welt, zu denken geben:
„Vor der Wahl [zum Parlament im September] sind Recht und Gesetz stetig wiederkehrende Themen, und die Forderung nach Härte beherrscht die Debatte. [Der konservative Oppositionsführer] Ulf Kristersson fordert strengere Strafen, Aufenthaltsverbote für Kriminelle und das Verbot, sich in antidemokratischen Organisationen zu engagieren. ... Für eine begrenzte Zeit mögen solche Maßnahmen funktionieren; das Beispiel Mexiko zeigt jedoch, dass mehr Härte keine langfristigen Lösungen bei Demokratieproblemen und mangelnder Sicherheit bieten kann.“