Tragische Rettung aus zerstörtem Schlauchboot
Seenotretter haben am Dienstag vor Libyens Küste eine Frau entdeckt, die sich an die Überreste eines zerstörten Schlauchboots klammerte, neben ihr zwei Leichen. Hilfsorganisationen werfen der libyschen Küstenwache unterlassene Hilfeleistung und das Zurücklassen der Migranten im Mittelmeer vor. Wie kann die EU nur auf eine Zusammenarbeit mit dem gescheiterten Staat Libyen setzen, fragen Kommentatoren.
Die Schuld liegt bei Italien
Dass die Zahl der Toten im Mittelmeer steigt, hat größtenteils Italien zu verantworten, schimpft Gianluca Di Feo, stellvertretender Chefredakteur von La Repubblica:
„Jeder weiß, dass es in Libyen keinen Staat gibt und dass das Land seit 2014 in einem permanenten, nur von Feuerpausen unterbrochenen Bürgerkrieg lebt. Wie soll dieses Land das Problem der Migration lösen? … Das ist die Realität, die die Regierung Conte nicht sehen will. Sie hat alle italienischen und europäischen Militärschiffe von der Küste Libyens abgezogen. Sie unterbrach die Koordination der Rettungseinsätze, die vorher auf Flugzeuge, Hubschrauber und moderne Ausrüstung zählen konnten. Sie blockierte die Aktivitäten der NGOs und entmutigte die Besatzungen von Handelsschiffen, Menschen zu retten, indem sie die Häfen schloss. Alles wurde an die Libyer delegiert. Das Ergebnis kann nur ein Massaker sein.“
Bitte nicht auf Libyen zählen!
Libyen ist kein Staat, dem man irgendeine Verantwortung für Flüchtlinge übertragen darf, warnt eindringlich auch eldiario.es:
„Die libyschen Grenzpolizisten sind keine Grenzpolizisten, sondern Teil der Milizen. Sie gehören keiner offiziellen öffentlichen Institution an, denn das Öffentliche gibt es in Libyen in dem Sinne nicht, es gibt keinen Staat. Der Vertrag, den sie mit Italien geschlossen haben, umfasst nur eine Bedingung: Dass nach Europa so wenig Schwarze wie möglich kommen, denn für die ist auf unseren Asphaltstraßen kein Platz. Das dortige Strafgesetzbuch ist kein Strafgesetzbuch und allein der Versuch, das Land zu verlassen, ist schon ein Delikt: versuchte Auswanderung. Und sind die Gefängnisse voll, wird eben Platz freigeschossen.“