Anrainer regeln Status des Kaspischen Meeres
Nach jahrzehntelangen Verhandlungen haben sich die fünf Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres auf einen Vertrag zum rechtlichen Status des Gewässers geeinigt. Bislang gab es nur eine in den 1930er Jahren geschlossene Abmachung zwischen der Sowjetunion und dem Iran. Kommentatoren analysieren die Position Russlands bei der Beilegung des Streits.
Letztes Stück Sowjetunion ist zerschlagen
Auch wenn Putin den Zerfall der Sowjetunion als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" beklagte, so war er nun gezwungen, diesen Prozess zu vollenden, kommentiert der Journalist Arkadi Dubnow in einem Blogbeitrag bei Echo Moskwy:
„Einen anderen Ausweg gab es für ihn nicht - das ist eben die Logik dieser 'geopolitischen Katastrophe', die ihn so bedrückt. Putin muss auf diese populistische Rhetorik nun wohl verzichten, wenn er nicht selbst als Urheber dieser 'Katastrophe' im 21. Jahrhundert dastehen will. ... Doch Russland hat bei diesem Kompromiss auch seinen Anteil bekommen: Aktionsfreiheit für seine kaspische Flottille fast auf der gesamten Meeresfläche, die außerhalb der nationalen Zonen gemeinsames Gebiet bleibt, sowie ein Verbot der Präsenz fremder militärischer Strukturen (also der Nato) auf dem Kaspischen Meer.“
Geschickter Schachzug Russlands
Russland hat nicht ohne Hintergedanken seinen Widerstand gegen den Bau einer transkaspischen Gaspipeline aufgegeben, führt Iswestija aus:
„Anfangs forderte Russland, dass beim Bau von Pipelines alle fünf Anrainerstaaten um Erlaubnis gefragt werden müssten. Das behagte Turkmenistan nicht, das auf dem Meeresgrund eine 300 km lange Gasleitung nach Aserbaidschan verlegen möchte, um sich den europäischen Markt zu erschließen. ... Indem Russland in dieser Frage Turkmenistan und Aserbaidschan entgegenkam, schickte es ein Signal an die EU, dass es nicht das Monopol für Gazprom auf dem europäischen Gasmarkt anstrebt, sondern für Konkurrenz offen ist. Das wird bei anderen Problemen helfen - unter anderem beim Bau von Nord Stream 2. Und an der führenden Rolle von Gazprom auf diesem Markt wird die 'Transkaspia' kaum etwas ändern.“