Schwedens Regierung will mehr Urlaub für Eltern
Schwedens regierende Sozialdemokraten wollen allen Eltern von vier- bis 16-jährigen Kindern fünf zusätzliche arbeitsfreie Tage im Jahr gewähren. Sie sollen zur Betreuung während der Ferien genutzt werden und vor allem Arbeitern zugutekommen, die sich die Finanzierung privater Betreuung nicht leisten können. Wie sinnvoll ist der Plan der Regierung?
Gut, dass Arbeiterfamilien profitieren
Dass vor allem Arbeiterfamilien entlastet werden, lobt Aftonbladet:
„Eine durchschnittliche schwedische Grundschule ist in jedem Schuljahr an fünf sogenannten Weiterbildungs-Tagen geschlossen. ... Hinzu kommen diverse Ferien. Da reichen die Urlaubstage natürlich nicht aus. ... Büroangestellte können teilweise zu Hause arbeiten oder die Kinder mit ins Büro bringen. Für Bauarbeiter, Restaurantangestellte, Lagerarbeiter oder Mitarbeiter im Gesundheitswesen ist das nicht so leicht. Die Krankenschwester kann nicht nach der Mittagspause kurz nach Hause fahren, nur weil der Kindergarten schließt. Arbeiterfamilien - deren schwierige Tagesplanung schon lange niemanden mehr interessiert - haben am meisten Anlass, sich über den Vorschlag zu freuen.“
Wahltaktisch klug, sachpolitisch miserabel
Der Vorstoß der Regierung ist in vielerlei Hinsicht kritikwürdig, meint hingegen Expressen:
„Der Plan von fünf freien Tagen pro Elternteil zeigt, dass es im Prinzip um je eine extra Urlaubswoche geht. Alleinerziehende müssen sich mit einer Woche begnügen. ... Deren Kinder müssen also jedes Jahr eine Woche länger als andere im Schulhort sein. ... Wahltaktisch gesehen ist die Initiative wahrscheinlich clever. Die Sozialdemokraten richten sich mit chirurgischer Präzision an die breite Mittelschicht. ... Rein sachpolitisch ist sie miserabel. ... Die 'Familienwochen' würden dazu führen, dass schwedische Eltern weniger arbeiten. Der schon jetzt akute Arbeitskräftemangel wird also noch größer.“