Was bringen Trumps Zölle gegen China?
US-Präsident Trump hat den Handelsstreit weiter zugespitzt und neue Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar verhängt. Damit ist etwa die Hälfte aller Importe aus China mit Abgaben belegt. Kommentatoren glauben, dass er mit diesem harten Kurs durchaus Erfolg haben könnte.
Peking hat mehr zu verlieren
Der Streit zwischen den USA und China erinnert Polityka an das aus der Spieltheorie bekannte "Chicken-Game", bei dem zwei Spieler in Autos aufeinander zu rasen:
„Nur, dass Trump in einem großen amerikanischen SUV sitzt und die Chinesen in einem Kleinwagen. Trump drückt die ganze Zeit aufs Gaspedal, die Chinesen lassen auch nicht locker, aber sie wissen, dass sie viel mehr zu verlieren haben. ... Die chinesische Regierung fürchtet, dass Zölle zu einer dauerhaften Verringerung des Produktionspotenzials führen, da einige US-Unternehmen beschließen könnten, den Lieferanten zu wechseln. Chinesische Unternehmen könnten, um die Auswirkungen der Zölle zu begrenzen, die Produktion in andere Länder verlagern, was sich auf die Beschäftigung auswirken würde. Trump rechnet damit, dass Peking schließlich aus Angst vor diesem Szenario Zugeständnisse macht. Vorerst geht jedoch das 'Chicken-Game' weiter.“
Kein Trumpf im Ärmel
Peking kann Washington wenig entgegensetzen, beobachtet auch Jornal de Negócios:
„Der Hauptgrund dafür ist vor allem die Ungleichheit im Handel: China hat 2017 Waren im Wert von 505,5 Milliarden Dollar exportiert und Waren im Wert von 129,9 Milliarden Dollar eingeführt. Den Yuan im Verhältnis zum Dollar abwerten zu lassen, um die Zollkosten zu senken und die chinesischen Exporte zu fördern, ist auch nicht praktikabel, da dies für China erhöhte Importkosten, Inflationsrisiko und Kapitalflucht bedeuten würde. Den Verkauf von US-Staatsanleihen gegen Washington einzusetzen ist für China (mit 1,19 Billionen Dollar der größte Investor in US-Staatsanleihen) auch keine Lösung, da dies Pekings Devisenreserven senken und Schuldendienstverpflichtungen erhöhen würde.“
Die Rechnung zahlen vor allem Trumps Wähler
Über Trumps Ignoranz auf dem Gebiet der Wirtschaft kann das Tageblatt nur den Kopf schütteln:
„Ihm ist zum Beispiel nicht beizubringen, dass seine Strafzölle nicht von den Fabrikanten aus dem Reich der Mitte berappt werden, sondern einzig und allein von den US-amerikanischen Endverbrauchern. Was den Lebensstandard gerade der sozial benachteiligten Schichten, aus denen sich Trumps rabiateste und blindeste Anhänger rekrutieren, sinken lässt. Besonders der chinesische Plastikramsch aus dem Hard Discount wird ausgerechnet für jene Leute teurer, die sich derartige Preissteigerungen am wenigsten leisten können.“
USA nicht immun gegen die eigenen Zölle
Auch Ria Nowosti glaubt nicht, dass sich die USA diese Kraftprobe auf Dauer leisten können:
„Wenn der Handelskrieg weiter geht und die Liste der 'Zollwaren' länger wird, dann kann Trump bald nicht mehr die politischen Folgen seiner Handlungen ignorieren: Jenes Wirtschaftswachstum, von dem die Fans der US-Wirtschaftspolitik so gerne sprechen, ist ein vorübergehendes Wachstum. ... Wegen der schon eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium leiden die Gewinne der US-Autokonzerne wie Ford und General Motors - und die Trump-Administration war bereits gezwungen, die Sanktionen gegen die russische Holding 'Rusal' radikal abzuschwächen, um eine Preisexplosion bei Aluminium in den USA zu verhindern.“
Auf-den-Tisch-Hauen könnte wieder funktionieren
Das aggressive Vorgehen der US-Regierung könnte China zum Einlenken bewegen, glaubt hingegen The Times:
„Wenn der Geschäftemacher Donald Trump sich durchsetzt, könnte China dazu gezwungen werden, seine Zölle zu senken, härter gegen Produktpiraterie vorzugehen und US-Unternehmen den Zugang zum Markt zu erleichtern. Das könnte zu einer Reduzierung des US-Handelsbilanzdefizits führen. ... Trump ist auch in der Verhandlungsführung zu anderen außenpolitischen Themen bis zum Äußersten gegangen - und es hat einige Erfolge gebracht. Bei den Handelsgesprächen mit Mexiko sowie Südkorea und in geopolitischen Fragen, wie der Nato sowie Nordkorea, war dieses Auf-den-Tisch-Hauen ziemlich effektiv.“
Keine Chance für die Diplomatie
NRC Handelsblad fürchtet, dass es auf beiden Seiten wenig Bereitschaft zu Kompromissen gibt:
„Eine starke Front der USA, der EU und anderer Industriestaaten hätte viel erreichen können. Chinas Markt ist tatsächlich zu geschlossen. ... Doch da Trump nicht kooperiert, sondern unilateral vorgeht, verengt er den Handelsstreit zu einem Konflikt zwischen der herrschenden und der aufkommenden Supermacht. Von Peking kann man unter diesen Umständen noch weniger Kompromissbereitschaft erwarten, als es ohnehin schon zeigt. Die übliche Diplomatie wird unter dem unberechenbaren Präsidenten im Weißen Haus nicht funktionieren.“