Soros-Uni plant Umzug nach Wien
Die Central European University (CEU) wird nach Angaben ihres Rektors von Budapest nach Wien umziehen. Die von US-Mäzen George Soros finanzierte Hochschule war durch ein neues Gesetz der Regierung Orbán unter Druck geraten, das verlangt, dass in Ungarn ansässige ausländische Universitäten auch im Herkunftsland tätig sein müssen.
Universität überschreitet ihre Kompetenzen
Um dem Gesetz zu genügen und auch im Herkunftsland USA tätig zu sein, ging die Hochschule eine Kooperation mit dem Bard College in New York ein. Das von Ungarn geforderte bilaterale Abkommen wurde vom Staat New York unterzeichnet, Ungarn verweigert jedoch bislang die Unterschrift. Dass die CEU nun damit droht, deswegen nach Wien umzuziehen, findet das rechtsnationale Wochenblatt Figyelő unmöglich:
„Die CEU weiß offensichtlich nicht, was ihre Rolle ist. Sie hat eine Nachricht an die ungarische Regierung geschickt, die man auch als Ultimatum verstehen kann. Rektor Michael Ignatieff hat verkündet: Wenn die Regierung bis zum 1. Dezember nicht den Vertrag unterzeichnet, dann wird die CEU nach Wien ziehen. ... Die Soros-Universität hat auch früher schon an politischen Aktionen teilgenommen und vor der Parlamentswahl im April zahllose Demonstrationen organisiert. Aber nach dem dritten Wahlsieg mit Zweidrittelmehrheit fühlte sie sich bedroht.“
Erneut siegt die Tyrannei
Mit der Central European University verlässt eine der letzten westlich geprägten Institutionen Ungarn, bedauert das linke Portal Mérce:
„Dass die CEU geht, tut weh. Es tut weh, weil es uns wieder einmal zeigt, dass die Herrschaft der Tyrannei vollkommen ist. Wie lange wir tun dürfen, was wir tun, entscheidet die Gnade unserer Tyrannen. ... Es tut weh, weil einer der letzten Plätze im Land, der noch 'entwickelt', 'niveauvoll' und 'westlich' war, aufhört zu existieren. An dem man wirklich noch meinen konnte, woanders zu sein, als im Land des Parlaments, das nur wenige hundert Meter von der CEU entfernt ist. Eine geistige Oase, ein Ort des Ausbruchs wird verschwinden, der für viele - vor allem für die, die die Tyrannei am meisten unterdrückt - noch ein schwacher Trost war.“
Orbán begeht eine Dummheit
Wer sich mit einer Universität anlegt, muss ein großer Narr sein, glaubt Adevărul:
„Was Viktor Orbán verschweigt, ist die Tatsache, dass nicht der 'böse' George Soros, der in der Stille seines Londoner Hauses sitzt, sein größter Feind ist. ... Nein, der größte Feind von Viktor Orbán ist Viktor Orbán selbst. Dass er mit einer Universität kämpft, die ein perfekter Raum von Freiheit ist, ist entweder eine Form von politischer Torheit oder Masochismus. ... Einen Raum der Freiheit anzugreifen, wo man lernt, kritisch zu denken, ist ein Akt der politischen Verzweiflung, den jeder klar denkende Bürger mit demokratischen Verstand leicht durchschaut.“
Jagd auf Soros sollte uns empören
Orbáns ständige Versuche, Soros als Feindbild zu stilisieren, erinnern den Kolumnisten Ferruccio de Bortoli in Corriere del Ticino an dunkelste Zeiten:
„Die Faszination, die der Extremismus insbesondere auf junge Menschen in Osteuropa erneut ausübt, ist beunruhigend. Bevorzugte Zielscheibe dieser kunstgerecht vorgefertigten Welle von Hass und gefälschten Nachrichten ist der in Ungarn geborene Finanzier George Soros. Er wird - genau wie es in ähnlichen Fällen in den 1930er Jahren geschah - als Prototyp eines jüdischen Vertreters dargestellt, einer Art Geldungetüm, das die Wirtschaft vergiftet und die schwächeren Klassen verarmt. Diese Hetzjagd - mit dem ungarischen Premier Orbán an der Spitze - sollte uns empören und zum Nachdenken bringen.“