Warschau verbietet Marsch am Unabhängigkeitstag
Die Stadt Warschau hat einen Aufmarsch von Nationalisten zum polnischen Unabhängigkeitstag am 11. November verboten. Warschau habe bereits genug unter aggressivem Nationalismus gelitten, sagte die Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz zur Begründung. Polens national-konservative Regierung kündigte an, einen anderen Marsch zu organisieren. Ist das Verbot gerechtfertigt?
Ein antipolnischer Akt
Das nationalistische Onlineportal wPolityce.pl verurteilt das Verbot:
„Es ist ein grober, abstoßender und antipolnischer Akt. Es ist auch ein antistaatlicher, denn schließlich geht es hier um die wunderbare Feier der Wiedererlangung unserer Staatlichkeit. Der Unfug, der da über Faschisten erzählt wird, ist ein reines Symptom der Selbstverliebtheit einer Person, die ihrem Amt längst nicht mehr gewachsen ist. ... Am 11. November wird es eine sehr wichtige Aufgabe sein, Stolz, Freude und Begeisterung für unsere wunderbaren Vorfahren zu zeigen.“
Bürgermeisterin rettet Ehre des Landes
Gazeta Wyborcza begrüßt hingegen die Entscheidung der Warschauer Bürgermeisterin:
„Wie lange sollen wir polnischen Bürger aufgrund der unerhörten Passivität der Regierung noch Geiseln der Rechtsextremen bleiben? Wie lange noch sollen wir Angst davor haben, am 11. November auf die Straße zu gehen? Der Unabhängigkeitsmarsch, der von Jahr zu Jahr radikaler wird, ist heute eine der weltweit größten rechtsextremen Demonstrationen. Europäische Neonazis mit Hakenkreuz-Tattoos kommen nach Warschau. Sollen wir uns das hilflos ansehen? Unsere Regierung hat versagt. Nach hundert Jahren der Unabhängigkeit versucht die Warschauer Bürgermeisterin die Ehre des Landes zu retten.“