Tschechiens Premier soll Sohn entführt haben
Der Sohn des tschechischen Premiers Andrej Babiš hat mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, er sei auf Betreiben seines Vaters auf die von Russland annektierte Krim verschleppt worden. Der angeblich psychisch Kranke sollte so an einer Aussage im Zuge der Ermittlungen gegen die Familie Babiš wegen mutmaßlichen Subventionsbetrugs gehindert werden. Rutscht Tschechien in eine Regierungskrise?
Gefahr für die Regierung
Die Koalitionspartner von Babiš wussten, mit wem sie sich bei der Regierungsbildung einlassen, kommentiert Dennik N:
„Der Verdacht, dass der Premier seinen Sohn auf die Krim verfrachten ließ, um ihn an einer Aussage zu hindern, macht den Fall zu einer antiken Familientragödie. Die Einbindung von Babiš' Kindern in die Geschichte ist nicht neu. Er hat sie ja selbst betrieben, indem er das in eine Affäre um EU-Subventionen verwickelte Resort Storchennest seiner Familie überschrieb. Das wussten auch die Koalitionspartner des Premiers. Sie stecken nun ebenfalls in der Bredouille und können nur zwischen zwei schlechten Möglichkeiten entscheiden: Dass sie eventuelle Neuwahlen überleben, ist keinesfalls sicher. Stehen sie aber weiter zu Babiš, könnte sie das ebenso viele Wähler kosten. Zu lange schon sind sie Komplizen von Babiš.“
Premier ist untragbar geworden
Zu Recht trachtet die Opposition in Tschechien jetzt danach, die Regierung Babiš zu Fall zu bringen, meint Denik. Doch es gehe vor allem um die Rolle des Regierungschefs:
„Entscheidend wird sein, wie sich die Sozialdemokraten in dieser Frage verhalten, die mit der Partei von Babiš koalieren. Allerdings blüht das Land unter dieser Regierung auf wie nie zuvor. Die Antwort kann deshalb nur heißen: Es gibt keinen Grund für einen Sturz der Regierung. Das gilt aber nicht für Babiš. Er ist zwar ein charismatischer Führer, doch jetzt muss er zurücktreten. Nur außerhalb der Politik kann er sein Gesicht wahren.“