Merkel besucht Tsipras in Athen
Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft am heutigen Donnerstag zu einem Besuch beim griechischen Premier Alexis Tsipras ein. Um das Verhältnis beider Länder stand es in den vergangenen Jahren nicht zum Besten - vor allem wegen der von Deutschland verlangten Sparprogramme während der Eurokrise, die die Griechen besonders hart trafen. Sind die Differenzen jetzt überwunden?
Kanzlerin kommt als Unterstützerin
Merkels Besuch kommt in einem für Tsipras heiklen Moment, da seine Regierungskoalition kurz vor dem Bruch steht, stellt die Süddeutsche Zeitung fest:
„Merkels wichtigste Botschaft in Athen [dürfte] eindeutig als Wahlhilfe aufgefasst werden ... . Die Kanzlerin will nämlich Tsipras für einen historischen Durchbruch loben, für das Abkommen, das der Premier mit seinem mazedonischen Kollegen Zoran Zaev ausgehandelt hat. … Es fehlt aber noch der Segen des griechischen Parlaments. Den will Tsipras' kleiner rechtspopulistischer Koalitionspartner, die 'Unabhängigen Griechen', nicht geben. Und die große konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia will die fehlenden Stimmen für den historischen Vertrag auch nicht liefern. Dagegen will Merkel ein Zeichen setzen, Tsipras stützen, wenn andere ihn stürzen wollen. Das hätte man vor ein paar Jahren auch nicht für möglich gehalten.“
Ein unerwünschter Gast
Für Proto Thema ist unklar, was Merkel überhaupt in Griechenland will:
„Selbst jetzt, da Merkel zur politischen Mumie geworden ist, zeigt sie gegenüber der griechischen Regierung noch immer dieselbe Haltung: Sie belehrt, drängt und fordert. ... Man fragt sich, warum Alexis Tsipras in dieser Periode Merkels Präsenz in Athen für nützlich hält. Die Kanzlerin hatte auch auf dem Zenit ihrer Macht keine besondere Sympathie in unserem Land. Warum sollte jetzt das Gegenteil der Fall sein? ... Was erwartet er eigentlich von der Kanzlerin? Dass sie die Opposition in der Namensfrage unter Druck setzt? Dass sie die Regierung für die 'erfolgreiche' Umsetzung der Sparmemoranden lobt, bei denen andere versagt haben? Dass sie der griechischen Wirtschaft hilft und Investoren anzieht? Selbst ihre wirtschaftlichen 'Erfolge' zu Hause werden infrage gestellt.“