Oppositionsführer gewinnt Wahl im Kongo
Der Kongo steht vor dem ersten demokratischen Machtwechsel seit fünf Jahrzehnten. Oppositionsführer Félix Tshisekedi gewann überraschend die Präsidentschaftswahl Ende Dezember, wie die Wahlbehörde jetzt bekanntgab. Das ruft allerdings Zweifel hervor, da laut Stimmauszählung der katholischen Kirche der zweite Kandidat der Opposition, Martin Fayulu, vorn lag. Wie geht es in dem Land nun weiter?
Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben
Sowohl die Bischofskonferenz des Kongos als auch Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian haben Zweifel am verkündeten Wahlergebnis geäußert. La Croix hofft auf eine friedliche Klärung:
„Die Anfechtung des Wahlergebnisses könnte der Demokratischen Republik Kongo turbulente Wochen bescheren. Das ist das Letzte, was das Land nun braucht, das dank seiner Bodenschätze zwar über einen enormen potenziellen Reichtum verfügt, aber jahrzehntelang unter Kriegen, Plünderungen und Nachlässigkeit litt. Man darf jedoch die Hoffnung nicht verlieren. Dank des mutigen Drucks aus der Bevölkerung, insbesondere von katholischen Laien, konnte Joseph Kabila dazu gezwungen werden, die Macht abzugeben. ... Seinen Wunschnachfolger haben die Wähler abgelehnt. Jetzt muss nur noch das echte Wahlergebnis ans Licht gebracht werden. Und zwar im Rahmen einer friedlich verlaufenden Anfechtung.“
Und der Sieger ist ... Kabila
Desillusioniert zeigt sich hingegen der Publizist und Afrika-Kenner, Walter Zinzen in De Standaard:
„Tshisekedi wird ein Präsident ohne echte Macht. Er hat keine Mehrheit im Parlament. ... Noch wichtiger ist, dass er keinerlei Einfluss auf die Sicherheitsdienste bekommt. Die Armee, die drei Geheimdienste, die Polizei, die Justiz - alle sind voller Kabila-Anhänger. Ihr echter Führer bleibt Kabila. ... Dasselbe gilt für die 22 Provinz-Gouverneure. ... Kabila hat noch lange nicht aufgegeben. Seine finanziellen Interessen sind zu groß. ... Die räuberische Bereicherung soll weiter gehen. Dass der Bewohner des Präsidentenpalasts nicht mehr Joseph Kabila heißt, wird daran wenig ändern.“
Erstmals friedlicher Machtwechsel
Trotz aller Ungereimtheiten ist die Wahl für das Land ein historischer Schritt, bemerkt Rzeczpospolita:
„Drei aufeinanderfolgende Staatsoberhäupter des Landes, das früher Zaire genannt wurde, verloren ihre Macht durch einen Staatsstreich, durch einen bewaffneten Aufstand, durch tödliche Schüsse ihres eigenen Leibwächters. ... Jetzt, nach einer Reihe blutiger Kriege, steht das Land vor der Möglichkeit eines normalen Machtwechsels. ... Noch vor einer Woche haben Kirchenvertreter ihre Verwunderung darüber ausgedrückt, warum die Ergebnisse nicht verkündet würden, wo doch der 'Gewinner bestens bekannt ist' (Die Abstimmung fand am 30. Dezember statt). Aber sie sagten nicht, wer dieser Gewinner sein sollte.“