Russische Antidoping-Agentur wieder im Spiel

Im Dopingskandal um russische Leichtathleten hat sich die Lage entspannt. Russlands Antidopingagentur Rusada wird vorerst nicht erneut gesperrt, wie die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada mitteilte. Somit können russische Sportler wieder ohne Einschränkungen an internationalen Wettkämpfen teilnehmen und unter eigener Flagge antreten. Welche Seite musste im Doping-Streit letztlich mehr nachgeben?

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Wedomosti (RU) /

Beide Seiten wollten Deeskalation

Der Dopingskandal ist noch nicht vom Tisch, doch die Wogen haben sich zumindest geglättet, resümiert Wedomosti:

„Die Bestätigung des Status der Rusada zeigt, dass beide Seiten bemüht sind, den Konflikt um das Doping russischer Sportler beizulegen: Beide Seiten möchten keine Isolierung Russlands in der Sportwelt. Moskau fasste das Dopingproblem als weniger politisch auf und akzeptierte die Schlüsselforderung der Wada, die Prüfergebnisse des Moskauer Labors zu übermitteln. Das war ein Zugeständnis unter Druck: Eine Weigerung, die Daten den internationalen Experten zur Verfügung zu stellen, hätte schnell zur Isolierung des russischen Sports geführt. Aber auch die Wada machte Zugeständnisse und verzichtete insgeheim darauf, dass Moskau anerkennt, dass es in Russland ein staatliches Dopingprogramm gab.“

newsru.com (RU) /

Souveränitäts-Gehabe wird bestraft

Ex-Politiker Nikolaj Trawkin erklärt in einem von newsru.com übernommenen Facebook-Post, wie Russland in dieser Episode zurechtgestutzt wurde:

„Hier wurde Uneinsichtigen am Beispiel des Sports bewiesen, was volle Souveränität in der heutigen Welt bedeutet. Erinnern wir uns, wie unsere Führung wegen der Dopingvorwürfe beleidigt war. Sie drohte anfangs mit der Nichtteilnahme an großen internationalen Wettbewerben. ... Doch die Sportwelt wollte nicht mit uns streiten: 'Bitteschön', sagte sie, 'wenn ihr so souverän seid, dann spielt mit euch selbst, wir können auch ohne euch.' Der Erziehungsprozess dauerte mehr als vier Jahre. ... Es gibt keine Länder, die absolut unabhängig vom Rest der Welt sind. Und diejenigen, die stur auf ihren archaischen Vorstellungen von völliger Souveränität beharren, die werden erzogen.“