Dulkiewicz ist neue Bürgermeisterin von Danzig
Rund sechs Wochen nach der tödlichen Messerattacke auf Bürgermeister Paweł Adamowicz haben die Danziger mit großer Mehrheit Aleksandra Dulkiewicz zur Nachfolgerin gewählt. Sie war bereits stellvertretende Bürgermeisterin und hatte das Amt seit der Ermordung von Adamowicz kommissarisch geleitet. Was bedeutet ihre Wahl?
Eine gute Wahl für Danzig
Aleksandra Dulkiewicz ist die richtige Bürgermeisterin für Danzig, kommentiert der Journalist Edwin Bendyk auf seinem Blog bei Polityka:
„Das Ergebnis dieser Wahl ist nicht überraschend, es bestätigt die starke Unterstützung für Dulkiewicz (82 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 48,6 Prozent). Diese Unterstützung ist notwendig, damit Dulkiewicz die brutal unterbrochene Amtszeit von Paweł Adamowicz fortsetzen und zugleich eigene Ideen für die Stadt entwickeln kann. Vergessen wir nicht, dass zum ersten Mal in der 1.000-jährigen Geschichte von Danzig eine Frau an der Spitze der Stadt steht. ... Dulkiewicz wird eine geordnete Stadt mit aktiven und anspruchsvollen Bürgern führen, die stolz auf ihren Wohnort sind. Sie tritt ihr Amt in einem besonderem Jahr an, in dem Europa- und Parlamentswahlen stattfinden.“
Die Stadt ist ein Sonderfall
Hoffnungen auf eine politische Wende in Polen sollte man sich nicht machen, gibt die Süddeutsche Zeitung zu bedenken:
„Das Ergebnis ist kein Vorzeichen für die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament, zum polnischen Parlament und schließlich für die Präsidentenwahl. Denn das Phänomen Dulkiewicz wird sich auf Danzig beschränken, eine Stadt, die sich ausdrücklich als liberal und weltoffen versteht. Auf nationaler Ebene werden im polnischen Wahljahr andere Themen bedeutsam: Ob die geteilte Opposition zugkräftige Ideen vorstellt und zu einem schlagkräftigen Bündnis zusammenfindet. Ob die antidemokratischen Manöver und immer deutlichere Korruption im Regierungslager die Polen empören wird. Oder ob der populistische Stimmenkauf, zum Beispiel durch ein ausgeweitetes Kindergeld, verfängt und so die Zukunft des Landes entscheiden wird.“